Artist Index: Kisch, Egon Erwin


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Los 3053Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief m. U. Sanary-sur-Mer 14. Mai 1930

Auktion 118

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

"Döblin, der selber ein Quatschkopf ist"
Kisch, Egon Erwin. Maschinenschriftlicher Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". X S. 28 x 22 cm. Sanary-sur-Mer 14. Mai 1930
Haupt, Kisch, S. 87ff. – Langer, inhaltsreicher Brief aus Sanary-sur-Mer, der schon ein beliebter Urlaubsort Intellektueller war, bevor er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein Zufluchtsort deutscher Emigranten wurde. Kisch schreibt seiner Freundin und Übersetzerung Jarmila Haasová (1896-1990)): "Lieber Jarmilatsch! Du wirst schon recht haben, wenn Du behauptest, dass wir Dir unseren Aufenthalt in grauen Farben geschildert haben. Aber das geschah natürlich, damit Du nicht allzusehr bedauerst, nicht hierherkommen zu können. Wir waren damals so ziemlich ohne Pfennig, und ohne rechte Hoffnung, welches zu bekommen. Jetzt hat sich die Sache so weit gebessert, dass ich ... doch noch drei bis vier Wochen wegbleiben kann."

Er schreibt von Plänen, an die Riviera und nach Korsika zu fahren, die Übersetzung einer Sammlung seiner ausgewählten Werke ins Niederländische durch Nico Rost ("Rost hat mir ein paar Ausschnitte geschickt, wie weit er mit der Übersetzung ist, weiß ich nicht") und erwähnt Alfred Döblin (1878-1957) im Zusammenhang mit der Publikations des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Linkskurve sowie die Letem světem, eine eher progressive, jedoch nicht parteilich gebundene tschechische Bilderzeitschrift für Touristik und Fremdenwerbung, bei der Vincenz Nečas, der Ehemann Jarmilas zeitweise als Chefredakteur arbeitete:

"Besten Dank für den Artikel von Döblin, der selber ein Quatschkopf ist, und mutig gegen die Linkskurve. Gegen die Neue Rundschau oder das kleinste Blättchen von bürgerlicher Seite würde er sich nicht trauen, allerdings fände er auch kein Forum. Wenn mir jemand gesagt hätte, daß es sogar wegen einer Redakteursstelle bei Letem světem Intrigen und Zeitungsangriffe setzen kann, so hätte ich geantwortet, so schlimm sei die Krähwinkelei doch nicht. Aber ich sehe, daß sie noch schlimmer ist ... Wenn Kaplický wirklich wegen zu links herausgeschmissen werden sollte, wäre das schlimm, denn man weiß nicht, in welch reaktionärer Nachbarschaft man dann erschien..." Der tschechische Verleger, Autor als Prosaist und epischer Dichter sowie historischer Romane Václav Kaplický (1895-1982) gehörte eher zu den gemäßigten Linken. Er wurde aber als Sozialist und Gründer der Zeitschrift Pokrok (Der Fortschritt) angefeindet.

"Gretl Ettlinger hat mir schon geschrieben, sie möchte Empfehlungen an Upton Sinclair und Charly [sic] Chaplin. Na ja, das ist nicht so einfach. Wie wenn man von Deinem Vater eine Empfehlung an Masaryk verlangen möchte ..." – Mit kraftvollem Farbband getippt von Gisela Lyner und mit einigen kleinen Korrekturen Kischs. Unten noch ein Nachsatz, unterschrieben"Gisl": "Aber dass Du glauben konntest, wir wollten Dich nicht hier haben!!! Wir waren in keiner sehr rosigen Stimmung, weil wir so in der Luft schwebten ... also wünsche ich Dir, dass bald wieder gute Zeiten kommen ... Deine Gisl".

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Los 3064Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Im Zug 24. Juli 1931

Auktion 118

Zuschlag
550€ (US$ 591)

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"Keine Karten, keine Briefmarken, keine Briefkästen, nur Berge, Wildnis"

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek". 4 S. 28 x 22,5 cm. "Im Zug von Samarkand nach Chodschent, 24. Juli 1931.
Haupt, Kisch, S. 105ff. – Zusammen mit Gisela Lyner fuhr Egon Erwin Kisch im Rahmen seiner Reisen durch die Sowjetrepubliken im Juli von Samarkand in Usbekistan nach Chudschand in Tadschikistan und berichtet ausführlich seiner Freundin Jarmila Haasová von den Erlebnissen: "Liebster Jarmilatsch, seit vielen Wochen bin ich von jeder Post abgeschnitten gewesen, nicht nur daß ich seit 2 Monaten keine Post bekam, sondern man konnte auch nicht schreiben, keine Karten, keine Briefmarken, keine Briefkästen, nur Berge, Wildnis, - sogar im Dschungel war ich, in Afghanistan, auf Pferden und Kamelen. Zweimal hatte ich Gelegenheit, Leuten, die nach Taschkent flogen, ein kurzes Telegramm mitzugeben, das schicke ich nach Hause ...

Was mich anbelangt, so habe ich wahnsinnig viel gesehen. Erstaunliches und Wunderbares, Neuartiges und Großartiges, Orient und Kommunismus, Pamier und Industralisierung ... ja, ich konnte nicht einmal meine Eindrücke im Gehirn ordnen, eine Impression verdrängt die andere, und so bin ich weder innerlich befriedigt, noch glaube ich, imstande zu sein, ein so interessantes Buch über Asien zu schreiben, wie es dem Erlebten entsprechen würde. Von Reiss [seinem Berliner Verleger Erich Reiss], dem ich ein Buch für Weihnachten versprach (über Europa), habe ich natürlich keine Nachricht ... ". – Brief mit Bleistift geschrieben. – Beiliegt ein eigenhändiger Brief von Gisela Lyner mit ergänzenden Informationen an dieselbe. 2 S. Ohne Datum (wohl ebenfalls 24. Juli 1931): "Wir waren in Tadschikistan, das ist die 7. und jüngste Sowjetrepublik, erst seit 1929; vorher war es 'autonome Republik' innerhalb Usbekistans. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Chodschent, das ist eine Industriestadt, und von dort fahren wir nach Taschkent. Mit allen Verkehrsmitteln, die es gibt, sind wir gefahren, über Flüsse mit Brettern, die auf einem Seil hängen, etc. etc. ... [wir sind] als Brigade gefahren ... mit fünf anderen Schriftstellern: Vaillant-Couturier aus Frankreich, Otto Luin aus Norwegen, J. Kunitz und Louis Lozowick aus Amerika (von New Masses) und Bruno Jasieński aus Polen (Autor von Pest über Paris).

Aus Deutschland wissen wir gar nichts, wir haben wochenlang keine Zeitung gesehen, nur vorgestern in Buchara aus einer russische Zeitung erfahren, daß in Berlin große Dinge vorgehen. Krach der Doanat-Bank, etc.".

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Los 3030Kisch, Egon Erwin
1 eigenhändige Postkarte an Joseph Bornstein

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

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"Die Kamele fliegen darauf und würden das Blatt hier sicher einführen - Lass Dir's gut gehn, alter Lümmel"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändige Postkarte an den Journalisten Joseph Bornstein in deutscher Sprache, mit voller Unterschrift "Egon Erwin Kisch". 9 x 14 cm. Temassin, Algerien 1. Februar 1927.
Auf einer Bildpostkarte aus dem Wadi Temassin (Témacine) in Südalgerien mit einer Ansicht "Sur la place du village de Témacine", in deutscher Sprache an den Kollegen, den Schriftsteller und zeit- wie gesellschaftskritischen Journalisten Joseph Bornstein (1899-1952), der für Das Tage-Buch arbeitete und ab 1927 die Herausgabe der von Carl von Ossietzky gegründeten Weltbühne gemeinsam mit Leopold Schwarzschild übernommen hatte. Kisch veröffentlichte bei Bornstein, mit dem ihn eine lebenslange Hassliebe verband. Immer wieder ärgert er sich über Bornstein und nennt ihn einen "Bldlo" oder "blbec", einen "lieben Idioten" oder "Trottel". Wenn er ihn selber adressiert, schreibt er nur "Lieber Schornstein".

"Lieber Schornstein, seit Wochen keine Zeitung, kein Brief, kein deutsches Worte, sitze ich in der Sahara auf dem Trockenen und möchte gerne noch lange so sitzen. Ich hoffe, dass viele Artikel Josef Bornstein im T.-B. [das Tagblatt, deutsche Zeitung in Prag] erscheinen, die Kamele fliegen darauf und würden das Blatt hier sicher einführen. Montag fahre ich nach Tunis, wo ich bis zum letzten Pfennig meines Reisegeldes bleiben will, vorausgesetzt, daß die mich dort erwartenden Nachrichten keine Eile bedingen. Hoffentlich geht's der Jarmila gut, Dir auch, grüße Grohmann und Schwarzschild und Katz, und lass Dir's gut gehn, alter Lümmel. Egon Erwin Kisch". – Mit zwei Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3047Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 30. September 1929

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

"Zápotocký hat bei mir übernachtet, ein sehr sympathischer Mensch"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 28 x 22 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 30. September 1929.
Haupt, Kisch, S. 81f. – Über Details der Übersetzung seines Kriegstagebuchs Soldat im Prager Korps (Berlin 1922) mit ganz konkreten Vorschlägen: "Liebe Jarmilko, ich habe mir gestern den Soldaten angesehen. Verschiedene Kleinigkeiten habe ich gefunden, zum Beispiel das Wort 'Spekulationen' anstelle von 'Schlüsse' (Seite 6) oder 'Volkshymne' anstelle 'Kaiserhymne' usw., was Du sicher ohnehin korrigierst". Überhaupt kann ich alles mit der Ruhe eines Engländers Dir überlassen, denn da Du dich sowieso gründlich damit befassen mußt, findest Du alle Geschmacklosigkeiten leichter als ich, der dieses Buch noch heute immer nicht ruhig lesen kann..."

Interessant ist seine Bekanntschaft mit dem tschechoslowakischer Gewerkschaftsführer, Politiker und Autor Antonín Zápotocký (1884-1957), der von 1922 bis 1925 Generalsekretär der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei war, sofort 1939 von den deutschen Truppen verhaftet und von 1940 bis 1945 Konzentrationslager Sachsenhausen interniert wurde, was er überlebte. So konnte er 1948 beim sogenannten "Februarputsch" die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei übernehmen und schließlich dem Ministerpräsidenten Klement Gottwald im Amt nachfolgen. So wurde Zápotocký am 21. März 1953 von der Nationalversammlung zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt. Berüchtigt war seine diktatorische Amtsführung ganz im Sinne Stalins und die zahlreichen inszenierten Schauprozesse, bei denen unter Ministerpräsident Zápotocký 94 Menschen hingerichtet wurden, die Hälfte aus politischen Gründen.

Kisch erwähnt Zápotocký en passant: "Heute und gestern hat Zápotocký bei mir übernachtet, ein sehr sympathischer Mensch. Hat Dir Piscator schon geantwortet? Bandy mit Olga und Becher fliegen morgen nach Moskau. Am 26. November habe ich eine Lesung in der großen Halle der Lucerna in Prag, dort gehen 15 000 (recte 5000) Menschen rein, allerdings, wenn sie dort reingehen wollen. vorgestern Abend kam Dr. Frankel von der 'Urania'..."

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Los 3036Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief. Berlin, 20. November 1927

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

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"... jeden ohrfeigen, der etwas gegen Rußland sagen wird."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28,5 x 22,5 cm. Mit eigenhändigem, kalligraphisch adressiertem Kuvert. Berlin, 20. November 1927.
Haupt, Kisch, S. 63f. – Das Theaterstück Von Prag nach Bratislava hatte Egon Erwin Kisch zusammen mit Jaroslav Hašek geschrieben, es wird nun im Prager Theater aufgeführt. Ferner schreibt Kisch über seine Pläne zur Russlandreise und über die Eindrücke, die seine Kollegen, die Journalisten und Kommunisten Franz Xaver Hoellering (1896-1967) und Emil Rabold (geb. 1886) in der Sowjetunion machten.

"Heute hat mir das Burian-Theater telefonisch mitgeteilt, daß es eine Woche lang Von Prag nach Bratislava ... spielen wird ... In Rußland bin ich nicht gewesen, - ich hatte auch nicht einen Augenblick die Absicht, dorthin zu fahren. Du hast mir Unrecht getan, wie immer. Höllering war dort, er ist angeblich total begeistert, ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Rabold ist noch dort, aber schrieb Lobgesänge und wird angeblich nach seiner Rückkehr jeden ohrfeigen, der etwas gegen Rußland sagen wird; er ist zur Erholung in den Kaukasus gefahren".
Er erwähnt seine Reportagen Die Waggonvilla und Leichenschauhaus, "der Prager Pitaval ist noch nicht fertig. Beendet habe ich das Vorwort zu John Reed, dessen 10 Tage zugleich mit dem Eisenstein-Film im Verlag für Literatur und Politik wiedererscheinen". Kisch hatte John Reeds Roman Zehn Tage die die Welt erschütterten mit einem Vorwort auf Deutsch herausgegeben (vgl. Katalognummer 2838).

Er erwähnt Bornstein, Grossmann, Schwarzschild, Schrötter und "Marku hat ein Buch über Lenin geschreiben. Die Rote Fahne'hat ihn deshalb gründlich angegriffen, im großen und ganzen hatte sicher recht, aber es ist trotzdem ein interessantes Buch, es ist nicht revolutionsfeindlich, und die Tatsachen über Lenins Leben bleiben immer etwas Gewaltiges ... [Leo] Lania ist bei [Erwin] Piscator, eine Art Hausdramatiker, er trat aus dem Börsen-Courier aus, dorthin kam Billy Wilder, von Jarmila genannt 'Billy Baldower'". Ferner über Kurt und Anka Viková, Bonck, Fröschl, Sonja Bogs, Katz, Olga Ossipowna, Hoelz, Friel, Holitscher, Alfred Klaar, "Onkel Rosenberg" (ironisch für Alfred Rosenberg) ... "Nächsten Sonntag wird auf Piscators Bühne eine Protestversammlung sein, auf der ich reden werde". – Gefaltet, einige Ausbesserungen, Durchstreichungen und Korrekturen, mit dem, hier besonders schön kalligraphisch adressierten Umschlag. – Beiliegt: Gisela Lyner. Eigenhändiger Brief in deutscher Sprache mit Unterschrift "Gisl" an Jarmila Haasová, datiert "Berlin, 23. XII, 27", worin sie über ihre Arbeit berichtet: "Mein Žeromski ist natürlich noch nicht fertig, und ich kann Dir nicht sagen, wie ich Dich bewundere, und zugleich beneide, daß du schon so weit bist, das fertige Buch vor Dir zu haben". Mit Umschlag.

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Los 3025Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 29. November 1925

Auktion 118

Zuschlag
420€ (US$ 452)

Details

"Das Buch wird keinen sehr großen Erfolg haben, weil es sehr tschechisch, jüdisch und pragerisch ist."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 27 x 19,5 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 29. November 1925.
Haupt, Kisch, S. 51ff. – Ausführlicher Bericht über das ereignisreiche Leben Kischs in der Berliner Kunst-, Kultur- und Musikszene sowie die zahlreichen beruflichen Verpflichtungen, über Journalistenkollegen und den marxistischen Kulturpolitiker Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (1875-1933):
"Diese Woche war vollkommen Lunatscharski gewidmet, ich war auf seinem Presseempfang in der Botschaft und zu seinem Vortrag in der Philharmonie (ich habe auf demselben Platz gesessen, wie in dem Mahler-Konzert neben Dir) und in seinem Stück, das mir gefallen hat, weil es von Lunatscharski war. Überhaupt stehe ich mich mit den Russen sehr gut und fahre vielleicht noch in diesem Monat nach Moskau, ich freue mich darauf so sehr, daß ich Angst habe, daß daraus nichts wird."

Weiter über sein Schreiben für die Berliner Montagspost' einem eher mittig-bürgerlich angesiedelten Blatt und über Arbeiten an seinem Buch Hetzjagd durch die Zeit: "Ich lebe von diesen schrecklichen Dummheiten in der Montagspost, lauter alte Feuilletons, - so schlecht ist es mir in Berlin noch nie gegangen und deshalb sehne ich mich so sehr nach der Fremde. Mein Buch heißt Hetzjagd durch die Zeit'... wenn Du großen Wert darauf legst, lasse ich Dir aus Berlin noch ein Exemplar zukommen. Das Buch wird keinen sehr großen Erfolg haben, weil es sehr tschechisch, jüdisch und pragerisch ist, - wer soll in Deutschland schon verstehen, was Tonka Šibenice in ihrem Jargon spricht oder dieses Schwadronieren 'im Nebel'."

Über Berliner Blätter: "Die Literarische Welt wird mit jeder Nummer schlechter ... Ungar hat 8 lange Spalten über die Handschriften von Thomas Mann geschreiben, Byzantinismus! Weiss lobt Hindenburg! Jeder schimpft." Kisch schließt mit einem Nachsatz "50 Mal danke ich Dir für die Zigaretten, ich habe sie geraucht, als ich diesen Brief geschrieben habe. Sonst rauche ich oft unsere Pfeife! Und reinige den Kamm mit Deiner Bürste!". – Horizontal geknickt, Umschlag aufgerissen.

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Los 3058Kisch, Egon Erwin
6 eigenhändige Postkarten in tschechischer Sprache

Auktion 118

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Moskau - Charkow - Shanghai - Peking -Kyoto

Kisch, Egon Erwin. 6 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek", "tvůj Egonek" etc. Jeweils 9 x 14 cm. Russland (Sowjetunion), China und Japan 1930-1932.
Postkarten der großen Asienreise Egon Erwin Kischs, die ihn über Russland bis nach China und Japan führt. Frucht dieser Reise war der letzte große Reportageband, der in Deutschland noch vor der Herrschaft der Nationalsozialisten erscheinen konnte: China geheim (Berlin, Erich Reiss, 1933). In China hatte Kisch 1932 vom Bürgerkrieg und der Mandschurei-Krise berichtet.

1) Moskau, 3. November 1930. Ein Gruß aus Moskau: "Liebe Jarmilacko, also bin ich nun hier, es ist heiß und ich denke an dich. Und ich danke Dir. Küsse Dich Egonek".

2) Charkow, 13. November 1930. Auf einer Ansichtskarte nach einem Foto Kischkasky-Brücke über die Dnjpr, aus Charkow (das heutige Charkiw, die nach Kiew zweitgrößte Stadt der Ukraine. M
it Grüßen und Unterschriften auch von Freunden Kischs.

3) Moskau, 15. März 1931. Ansicht des Swerdloff-Platzes mit dem Bolschoi-Theater, dort Beischrift von Gisela Lyner: Liebste Jarmila, leider liege ich im Bett mit Fieber und Schnupfen, bin aber glücklich, hier zu sein. Kriegst bald einen Brief. Herzlichst Gisl". Kisch schreibt von seinen Kontakten zu den Freunden, die er in Moskau trifft, darunter Hilde Jennings, Otto Katz und viele mehr.

4) Shanghai, 22. Mai 1932. Von Kischs legendärer Asienreise, die in bis nach China und Japan führte, schreibt er Jarmila einen herzlichen Gruß auf einer Fotopostkarte "Nanking Road. Shanghai".

5) Peking, 9. Juli 1932. Lieber Jarmiláček, ich reise heute nach Japan und denke von ganzem Herzen an dich. Dein alter Egonek". Eindrucksvolle Fotopostkarte des Eingangs der "Forbidden City".

6) Kyoto, 23. Juli 1932. Ein Gruß aus Japan "von Deinem alten Egonek", die Kisch "Via Siberia, Europa, Czechoslovakia, Praha-Prague" adressierte. Dargestellt ist eine traditionelle japanische Familie der Meiji-Zeit, wie sie als Fotomotiv auch noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts nachgestellt wurden. – Postalisch gelaufen, mit geringen Gebrauchsspuren.

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Los 3016Kisch, Egon Erwin
Brief. Berlin 18.September 1924

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Milá Jarmilinko, prosím, nehněvej se na mě! - Ich weiß, wie unangenehm es ist, einsam zu sein."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 21,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12,5 x 15,4 cm. Berlin, 18. September 1924.
Haupt, Kisch, S. 39f. – Kisch entschuldigt sich bei seiner geliebten Jarmila: "Milá Jarmilinko, prosím, nehněvej se na mě!" - "Liebe Jarmilinko, bitte sei mir nicht böse! Ich weiß, wie unangenehm es ist, einsam zu sein und auf Post von seinen Freunden zu warten - und nichts kommt. Also ehrlich, Jarmilinko, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, ich arbeite wie ein Verrückter, nur um das Buch endlich loszuwerden. Zweimal mußte ich es schon umarbeiten." Im Herbst 1924 arbeitete Kisch mit Hochdruck an der Fertigstellung des Reportageromans Der rasende Reporter, dessen Titel für immer sein Alter Ego werden sollte. Der Verleger Erich Reiss wollte es womöglich noch zum Weihnachtsgeschäft in den Buchhandlungen haben, auch wenn das Erscheinungsdatum für 1925 vorgesehen war. Der Druck konnte dann tatsächlich noch im Oktober stattfinden, so dass Kisch Jarmila schon am 28. Oktober ein Widmungsexemplar schicken konnte (siehe Katalognummer 2819).

Weiterhin gibt er Jarmila konkrete Anweisungen zur Übersetzung und erwähnt eine Novelle, die er für die liberaldemokratische Wochenschrift Přítomnost (Die Gegenwart) vorsah: "Ich schicke hier eine größere und ziemlich dicke Novelle an Peroutka, - ich weiß allerdings nicht, ob er in Přítomnost belletristische Arbeiten veröffentlich ...Das Wort 'Reporter' könntest Du im Titel mit 'zpravodaj' übersetzen, im Text abwechselnd novinář, reportér, zpravodaj". Den tschechischen Titel des Buchs "Der rasende Reporter" übersetzt Jarmila dann wörtlich mit "Zuřivý reportér". Kisch erwähnt ferner seine Journalisten-Kollegen, u. a. Emil Artur Longen, Schlesinger, Leo Lania, Franz Schulz, Ernst Popper, Otto Katz".

Unter den Brief hat Kischs Sekretärin, Gisela Lyner (1895-1962), sechs Zeilen in Deutsch hinzugesezt: "Liebe Jarmila, ich hätte Dir schon längst geschrieben, aber ich hab noch immer schrecklich viel zu tun ... Wann kommst du her? Ich grüß dich herzlich! Gisl". Gisela wurde Kischs Lebensgefährtin, die er 1919 in Wien kennengelernt hatte und 1938 heiraten sollte.
– Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt. – Beiliegt: 1 eigenhändig adressierter Briefumschlag.

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Los 3067Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. m. U. Nanking, 4. Juni 1932

Auktion 118

Zuschlag
360€ (US$ 387)

Details

Egon in Nanking und Gisl mit Clara Zetkin in Moskau

Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 27,5 x 21 cm. Mit eigenhändig adressiertem Umschlag. Nanking, 4. Juni 1932
Haupt, Kisch, S. 110f. – Egon Erwin Kischs große Asienreise fand ihren Höhepunkt in China, hier schreibt er Jarmila nach Prag aus dem "Yangtse Hotel, Nanking, China". Er verarbeitete seine Erlebnisse in seinem Buch China Geheim. "Es kam im Dezember 1932 im Erich Reiss Verlag, Berlin, heraus und war das letzte Buch von Kisch, das vor der faschistischen Machtübernahme in Deutschland erschien. Kisch war im März 1932 von Moskau mit der transsibirischen Eisenbahn nach China gereist und hatte in Tschita, der damaligen Grenzstation zur Mandschurei, Zwischenstation eingelegt. Dort mußte er sich im chinesischen Konsulat das Visum beschaffen. In China besuchte er Schanghai, Peking und Nanking. Die Heimreise trat er über Japan an und besuchte Kyoto" (Haupt S. 282). Er schreibt:

"Liebe Jarmiliáči ... Immer habe ich herzlich an Dich gedacht, aber schreiben konnte ich fast überhaupt nicht, Du kannst Dir denken, daß meine ganze Situation in Schanghai nicht sehr gemütlich war ... Schade, daß ich die Reisebeschreibung von der Krim nicht so bald sehen und nichts davon hören kann, wie die Landsleute das aufgenommen haben. Was willst Du zu Weihnachten herausgeben? Asien gründlich verändert habe ich auch noch nicht gesehen. Man ist in Nanking doch ziemlich weit weg ... Ich würde am liebsten ein Jahr hierbleiben, aber das ist absolut unmöglich. Pläne, wohin ich fahren werde, habe ich noch nicht, aber ich hoffe, daß wir uns bald und gesund wiedersehen".

. – Auf etwas bräunlichem Papier, mit etwas Tintendurchschlag. Der hübsche Umschlag virtuos beschriftet und mit sieben farbigen Briefmarken. – Beiliegt der ausführliche masch. Brief Gisela Lyners vom (Moskau) 23. Mai 1932, mit Unterschrift in Bleistift "Gisl". Interessant berichtet sie ihrer Freundin über Egon Erwin Kisch, der allein in China weilt: "Aus diesem Brief (vom 30. April) sehe ich, dass er noch immer in Schanghai ist. Er schreibt auch wieder, dass er unbedingt noch einiges andere sehen muss, aber noch nicht weiss, wann er wohin fährt. Und dann schreibt er noch, dass er furchtbar viel arbeitet, was ich ja auch allein sehe, denn er hat bis jetzt schon zehn Artikel geschrieben".

Sie würde gerne ihre kranke Freundin besuchen und pflegen, hat aber kein Geld dazu: "Und andererseits will die Clara Zetkin, dass ich hier mit ihr aufs Land fahre. Sie ist sehr schwach und kann nur ganz nach von Moskau sein ... Egoneks Tadschikistanbuch ist schon erschienen, es heisst Asien, gründlich verändert. Ich habe dem Reiss geschrieben, dass er mir mehrere Exemplare schicken soll ...". Auf Luftpostpapier mit Typendurchschlag.

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Los 3018Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 9. November 1924

Auktion 118

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

Kisch als König der Journalisten - Aufnahme des 'Rasenden Reporters' und Kischs Schriften
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonka". 2 S. 28 x 21,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12 x 14,5 cm. Berlin, 9. November 1924.
Haupt, Kisch, S. 40f. – Kisch bedankt sich bei Jarmila für die ausführliche Korrespondenz und macht Vorschläge zur Übersetzung seiner Komödie "Tonka Šibenice" sowie des "Rasenden Reporters" in Tschechische: "Zě jseš zlato, žluté zlato, to ti nepotrebuji". Liebe Jarmilinko, daß Du Gold bis, pures Gold, muß ich Dir nicht bestätigen ... Wenn Du 'Tonka' oder den 'Reporter' übersetzen möchtest, dann stelle ich Dir den gesamten Inhalt natürlich mit Freuden zusammen, aber das wichtigste ist, einen Verleger zu haben. Vielleicht können Dir Laurin oder Staša einen Verleger vermitteln?"

Er fragt nach der Aufführung seines Stücks Sensation eines Journalisten: "Mit wem wart Du auf der Senzace žurnalisty? Davon hast Du mir gar nichts geschrieben. Die Kritik hat mich insgesamt gut verstanden, am besten allerdings Max Brod im 'Prager Tagblatt' ... Heute schreibt die 'Berliner Volkszeitung', daß ich der König der Journalisten bin und daß es neben mir keine Literatur von Wert gibt; das ist eine der größten Zeitungen, Auflage 85 000, und dabei kenne ich Klötzel [den Chefredakteur C. F. Klötzel] nicht einmal persönlich. Ich schicke Dir das Feuileton. Alle sind von meinem Buch begeistert".

Auch berichtet Kisch von anderen Büchern seiner Zeitgenossen: "Roth hat zwei Romane in der Schmiede herausgegeben, wo auch der Hungerkünstler von Kafka und Továrna na absoluto [Die Gottesfabrik] von Karel Čapek erschienen sind. - ich habe alle diese Bücher, willst Du eines? Was ich betrifft, so habe ich viel Ruhm, aber wenig Geld, so wenig, wie ich vielleicht noch niemals in meinem Leben hatte. Aber das kann mir auch nichts anhaben". – Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3045Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 16. September 1929.

Auktion 118

Zuschlag
240€ (US$ 258)

Details

"Angriffe von Gottfried Benn und Heinrich Mann"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 22 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 16. September 1929.
Haupt, Kisch, S. 77ff. – Sehr inhaltsreicher Brief, in dem zahlreiche bedeutende Zeitgenossen aus Presse, Literatur und Kultur genannt werden, Kisch aber auch über seine eigenen Werke spricht und Jarmila über die Geschehnisse in Berlin berichtet: "...die Affäre aus der Bücherschau zieht Kreise (das 'Tageblatt' hat mich einfach angegriffen, die 'Frankfurter' verteidigt mich, Bornstein wollte auf mich losgehen, die Angriffe von Gottfried Benn und Heinrich Mann sind schon in der Redaktion der 'Bücherschau' ...
Erwähnt seine Kollegen und Freunde Bornstein, Butzbach, Fröschl, Spann, Staša, Weißkopf, Wohlschläger, ferner Franz Xaver Hoellering (1896 - 1967), Václav Kaplický (1895-1982), Erwin Piscator (1893-1966) etc. "... mein Buch heißt Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika ... Das einzige, was Du übersetzen könntest, wäre Piscators Buch. Aber angeblich haben alle Verlage das Manuskript zurückgegeben, weil es langweilig ist, und ein Auszug in der 'Bücherschau' bestätigt dieses Urteil. Gemeint ist Piscators programmatische Schrift 'Das politische Theater' (Berlin, Schultz, 1929). – Leicht gebräunt, winziger Einriss. – Beiliegt ein masch. Brief von Gisela Lyner mit Unterschrift "Gisl" von 19. September 1929. "Liebe Jarmila, der Kisch musste eben zum Zahnartzt laufen ... angeblich gibt Piscator sich bereits selbst auf und sucht gar keine Stücke mehr. Das Amerikabuch ... wird in drei Wochen im Buchhandel sein..."

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Los 3040Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin,, 1. Oktober 1928.

Auktion 118

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

"Während ich das schreibe, malt mich der Münchner Maler Schad, - er kommt schon über eine Woche hierher."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 28,5 x 22,5 cm. Mit eigenhändig, kalligraphisch adressiertem Kuvert. Berlin, 1. Oktober 1928.
Haupt, Kisch, S. 65f. – Inhaltsreicher Brief an seine Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), deren späterer dritter Ehemann, der tschechische Journalist und langjährige Freund von Kisch, Vincenz Nečas, erwähnt wird, dem eine Haftstrafe angedroht worden war: "Für Nečas sieht es schlecht aus, wenn er wegen solcher Dummheiten für 18 Monate in den Knast ´müßte. Ich hoffe, daß alles gut ausgeht ..." Nečas war trunken aufgegriffen worden.

Kisch berichtet über seine zahlreichen Aktivitäten, vor allem über seine Lesungen für die verschiedensten Institutionen, die ein Bild der lebhaften Kulturszene Berlins am Rande der sich immer weiter verschlechternden Weltwirtschaftlslage zeichnen. "Meinen Rummel kannst Du Dir nicht vorstellen: vorgestern habe ich am Schönhauser Tor über Tolstoi gesprochen, gestern habe ich im Radio mit Musik Tretmüllers 'Eliptüden' gelesen (Alfred Kerr hat eröffnet), morgen lese ich über Dzierzynsky an der Marxistischen Arbeiterschule, am Sonnabend im Volksfilmverband über den Russischen Film von 'Polikusky' bis nach 'Schanghai'...

Und über seine Publikationen: "Gestern habe ich die Zeitschrift Der Zeitgeist bekommen, in der 12 Spalten von Pavel Altschul sind. (Guter Artikel.) Er übersetzt dort den Titel 'Der rasende Reporter' mit 'Reporter in wilder Eile', Wie gefällt Dir da? Wie wäre es mit 'Die Leidenschaft des Reporters'?".

Von besonderer Bedeutung ist auch ein zweizeiliger Nachsatz, in dem er über die Sitzungen für ein Porträt des Maler Christian Schad (1894-1982) berichtet: "Während ich das schreibe, malt mich der Münchner Maler Schad, - er kommt schon über eine Woche hierher". Das heute in der Hamburger Kunsthalle bewahrte Gemälde zählt zu den Meisterwerken Schads. Er porträtierte den vielfach tätowierten Journalisten mit nacktem Oberkörper auf dem 1926 fertiggestellten Berliner Funkturm am Messegelände in Berlin: "Mit der für die Neue Sachlichkeit charakteristischen distanzierten Haltung bei gleichzeitiger Genauigkeit schuf Schad hier einen Männlichkeitsentwurf, der mit der Ambivalenz zwischen der äußeren Gestalt eines Arbeiters und der inneren Haltung des Intellektuellen spielt" (Anna Heinze).

In seiner kalligraphisch-schnörkeligen Schrift verzierte Kisch auf dem Umschlag die Adresse "Pani Jarmila Haasová u pa ráditele Ludvika Ambrože Prag = Praha IV. Na Valech 273" – Zweifach geknickt, mit zahlreichen Einfügungen, Durchstreichungen und Korrekturen Kischs in blauschwarzer Tinte, die zeigen, wie er sich auch Ende der Zwanziger Jahre immer noch mit dem Tschechischen schwer tat. – Beiliegen: Gisela Lyner. 2 masch. Briefe mit Unterschrift "Gisl". Zus. 3 S. und 1 masch. Kuvert. Die Sekretärin, Geliebte und spätere Ehefrau Egon Erwin Kischs schreibt am 1. Juni 1928 aus Berlin an Jarmila: "Dass es für Dich in Prag so mies ist, tut mir schrecklich leid ... Über Prag werde ich auf der Hinreise nach Wien diesmal nicht kommen ... [und eigenhändiger Zusatz in Bleistift:] Hat Dir Egonek erzählt, daß der Bruder von Max Hoelz 3 Tage bei uns war?".
Aus Wien schreibt sie dann am 12. Juli 1928: "Ich fahre wahrscheinlich Montag nachts von hier weg und bin Dienstag früh in Prag ... ich würde dann so gegen 10 oder 11 zu Dir kommen ... Bist Du mit dem ersten Kischband schon fertig?".

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Los 3023Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 19. März 1925

Auktion 118

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Jarmila als "Übersetzerin aller Werke" Egon Erwin Kischs
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egona". 2 S. 27 x 19,5 cm. Mit masch Kuvert. Berlin, 19. März 1925.
Haupt, Kisch, S. 46f. – Sehr persönlicher Brief an Jarmila Haasová (1896-1990), der seine Affektion für und Vertrautheit mit seiner Freundin und Übersetzerin zeigt, nennt er sich doch oft "Mein Äffchen", "Du böser affiger Affe" oder hier "Lieber Affe" ("Milý vopic"). Kisch schreibt über Jarmilas Briefe, "die ich, Schwein, unbeantwortet gelassen habe" und endet "Jarmilinko, Du schreibst wenig über Dich. Hast Du irgendeinen Liebhaber. Und wie geht es Dir sonst? Ich hoffe das Beste. Grüße alle bekannten Ungarn, Tschechen, Juden, Deutschen, Russen, Linke und Rechte und laß Dich auf das herzlichste küssen von Deinem Spitzbuben Egon" - "Tvého
rošťáka Egonek".

Zusammenfassend berichtet Kisch über seine Arbeit in Berlin, über "lauter fremde Leute, einer vom Devětsil, der schon zwei Jahre in Berlin ist und nicht ein Wort Deutsch kann, belästigt mich mit seiner atonalen Musik ..." Er arbeitet gerade an der Herausgabe des Pitaval, der Sammlung von Kriminalfällen, zu der ihn sein Verleger Erich Reiss aufgefordert hatte. "Ich schreibe auch an meinem 'Pitaval', aber diese Kompilation langweilt mich schrecklich und ich möchte das alles schon hinter mir haben". Tatsächlich sollte der Band dann erst 1931 als "Prager Pitaval" bei Erich Reiss erscheinen. Über einen der Fälle, den Tscheka-Prozeß (nach dem Terror der kommunistischen Untergrundorganisation) hatte Kisch berichtet: "Morgen kommt im 'Tagebuch' ein neuer großer Artikel von mir über die 'Tscheka', - Du bekommst ihn".
Er erwähnt ferner die Stücke Ferda Mestek, Piccaver im Salon Goldschmied und Oberst Redl: "... da sich einige Übersetzer bei der Schmiede um den Redl beworben haben, will ich, daß er mit mir schnell den Vertrag macht, in dem ich Dich als Übersetzerin aller Werke vorschlage". – Zweifach geknickt, auf dem festen Briefpapier mit Namensaufdruck. Umschlag mit Rissen.

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Los 3051Kisch, Egon Erwin
Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Höchst interessantes Dokument für die Übersetzungsgeschichte der Werke Kischs
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika. 347 S., 2 Bl. 20,3 x 13,8 cm. Orangefarbenes Feinleinen (minimale Kapitalläsuren, leicht angestaubt) mit goldgeprägtem Titel auf dem Rücken und VDeckel. Berlin, Erich Reiss, 1930.
Melzwig 356.1. – Erste Ausgabe der rund Reportagen, die der 'rasenden Reporter' in Amerika schrieb - ein heute noch unübertroffenes Bild der amerikanischen Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Band erschien schon im Herbst 1929, er wurde von dem Autor am 7. November seiner geschätzten Übersetzerin Jarmila Haasová "ohne Worte" gewidmet auf dem Vortitel: "Jarmilice beze slov. Egonek. 7./11. 1929; Berlín". – Arbeitsexemplar der Übersetzerin mitTiteleintrag in blauer Tinte "Jarmila Haasová! 1929" und zahlreichen Anmerkungen, darunter auch für die tschechische Ausgabe gestrichenen und mit Bleistift durchgekreuzten Passagen - ein höchst interessantes Dokument für die Übersetzungsgeschichte.

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Los 3012Kisch, Egon Erwin
Brief. Brünn, 24. Oktober 1923

Auktion 118

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

"Äffchen", "Biest" und "Goldener Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 24,5 x 20,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 13,3 x 21 cm. Brünn, 24. Oktober 1923.
Haupt, Kisch, S. 37. – Auf dem rotumrahmten Briefpapier der Lidové Noviny (der 1893 gegründeten tschechischen Volkszeitung, dem ältesten, immer noch existenten Blatt) schreibt Egon Erwin Kisch (1885-1948) an seine Freundin Jarmila-Haasová (1896-1990) und berichtet ihr von seiner Reise nach Brünn, wo sein Theaterstücki Tonka Šibenice (Die Himmelfahrt der Galgentoni) aufgeführt werden sollte. Er fragt Jarmila nach seinen Freunden, dem Schauspieler Vlastimil 'Vlasta' Burian (1891-1962) und dem Journalisten Joseph Bornstein (1899-1952) und fragt vertraulich-neckisch nach ihrer Stimmung, ob sie "Äffchen" oder "Biest" sei:

"Jarmilinince! Ich bin in der Nacht angekommen und habe in keinem Hotel ein Zimmer gefunden. Ich habe deshalb bei Theaterdirektor Höllering übernachtet [...] Heute habe ich bis 11 Uhr abends Probe. In der 'Lidovkách' [Redaktion der Zeitung Livdové Noviny] war ich gestern zweimal [...] Was machst Du in Prag? Warst Du bei Burian? Hast Du jemanden Bekannten getroffen? Was schreibt Bornstein? Loreks habe ich noch nicht angetroffen. Bist Du ein Äffchen? Oder ein 'Biest'? Ich bin der goldene Egonek". – Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3055Kisch, Egon Erwin
Schreib das auf, Kisch!

Auktion 118

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Schreib das auf, Kisch, daß du der Jarmilka dieses Buch in Herzlichkeit überreicht hast!"
Kisch, Egon Erwin. "Schreib das auf, Kisch!" Das Kriegstagebuch. 293 S., 1 Bl. 20,2 x 13,8 cm. Dunkelblaues OLeinen mit schwarzem Titeldruck auf Rücken und VDeckel (Entwurf von Georg Salter). Berlin, Erich Reiss, 1930.
Melzwig 345.2. – Erste Ausgabe unter diesem Titel. Die Reportagen waren 1922 unter dem Titel 'Soldat im Prager Korps' bei André in Leipzig und Prag erschienen. – Buchblock minimal verschoben, mit wenigen Bleistift-Anmerkungen der Übersetzerin Jarmila Haasová, der Kisch das Buch auf dem Titel widmete: "Schreib das auf, Kisch, daß du der Jarmilka dieses Buch in Herzlichkeit überreicht hast! Egonek. Berlin, 9./9.(1930)".

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Los 3028Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925

Auktion 118

Zuschlag
480€ (US$ 516)

Details

Aus Moskau, St. Petersburg, aus Armenien und Aserbaidschan

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten des Jahres 1926 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Jerewan, Moskau, Baku, Leningrad 1926.
Postkarten der Asienreise des Egon Erwin Kisch an seine Übersetzerin Jarmila Haasová. 1925-1926 bereiste er vor allem Asien, wovon die folgenden Karten zeugen. Sie helfen vor allem auch als wertvolles Forschungsmaterial, die Reisen Kischs Tag für Tag, Datum für Datum nachzuvollziehen.

1) Moskau, 10. Februar 1926. Sehr eng, mit violetter Tinte beschriebene Bildpostkarte mit einer Ansichte des Obelisken-Siegesdenkmals. Kisch berichtet von seiner Besichtigung des Kreml in Moskau und erwähnt Bornstein "Všechno jest nádherné a Bornstein je starý blbec", etwa: "hier ist alles sehr schön, nur Bornstein ist ein alter Idiot" (Tinte teils verwischt).

2) Jerewan 5. Februar 1926. Von Moskau war Kisch mit der Bahn weiter nach in die armenische Hauptstadt Jerewan (Eriwan) gereist, die unter den Sowjets zu Jerewan, zur Verwaltunghauptstadt der Armenischen SSR geworden war. Kisch berichtet auf einer Fotopostkarte mit den "Reliquien des Heil. Grigorij". Doch reist er gleich weiter, zunächst wieder über Moskau: "Za pár mimd odjezd z Armenii" - "Ich werde in ein paar Tagen aus Armenien abreisen".

3) Moskau, 10. Februar 1926. Offenbar hatte er durch die Vermittlung Jarmilas einen größeren Vorschuss auf eine Veröffentlichung bekommen, deren Termin er nicht halten konnte. Er schreibt: "Liebe Jarmiliče, Ich danke Dir aufrichtig für Deinen (Empfehlungs-)Brief, aber Berlin gibt mir nicht alles zurück, ich kann nichts dafür (ich fürchte, ich muss die 3000 Mark zurückgeben! Ich schreibe jetzt schon den ganzen Tag ..." Auf einer Fotopostkarte mit dem Lenin-Mausoleum.

4) Baku, 24. Februar 1926. "Milá Jarmilinko ..." - "Liebste Jarmila, ich bin hier gerade in der Republik Aserbeidschan und ich denke an Dich. Sie haben die größten Ölfelder auf der einen Seite - die größten Minen Europas ... Im Donezbecken war ich auch und an vielen anderen Orten". Auf seltener Fotopostkarte mit Ansicht der Bohrtürme von Baku.

5) Leningrad, 6. Mai 1926. Ein Gruß aus St. Petersburg, der Stadt an der Newa: "Ich wohne an der Newa gegenüber den drei Mauern der St. Peter und Paul Festung, die Sonne geht unter und ich küsse dich!". Auf einer Fotopostkarte mit Ansicht von Smolny, von dem er auch berichtet. – Leichte Gebrauchsspuren. Alle Karten mit Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3061Kisch, Egon Erwin
Prager Pitaval. Berlin, Erich Reiss, 1931.

Auktion 118

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

"Jarmilinince, damit du Liebste wieder Arbeit hast, jedoch warmherzige! Dein Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Prager Pitaval. 342 S., 1 Bl. 20,4 x 13,3 cm. Rotbraunes OLeinen (kaum fleckig) mit schwarzgeprägtem Rücken- und VDeckeltitel. Berlin, Erich Reiss, 1931.
Melzwig 357.1. – Erste Ausgabe der Kriminalgeschichten aus dem Milleu der Prager Halb- und Unterwelt, in die sich der Autor mehrfach klandestin begeben hatte: Zu Besuch bei Sträflingen, Der Mordversuch und der Mord an Eduard Kisch, Eines trinkfesten Herzogs drei Prozesse, Gaunerzunft, Zwei Kavaliere exzedieren, Allfällige Gedanken des abgesägten Staatsministers, Der Fall des Generalstabschefs Redl, Folgendermaßen erzählt ein Mime sein Delikt, Der kabbalistische Erzschelm, Käsebier und Fridericus Rex, Die Mördergrube von Maria-Kulm und vieles mehr. – Exemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová, aus der diese die tschechische Fassung erstellte, mit einigen ihrer Anmerkungen in Blei- und rotem Buntstift. Kisch widmete ihr das Exemplar "Jarmilinice, aby mela zase drinu als srdečnĕ a vřele! Jeji Egonek. V Berlíně, 23./2./1931" ("Jarmilininče, damit du Liebste wieder Arbeit hast, jedoch warmherzige! Dein Egonek"). – Beiliegt der lädierte Vorderdeckel des OUmschlags sowie ein Blatt mit 15-zeiligen eigenhändigen Notizen in Blei, die sich Jarmila zur Übersetzung über "François Gayot de Pitaval..." machte (in tschechischer Sprache).

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Los 3008Kisch, Egon Erwin
Die Abenteuer in Prag. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

"Mile pani Jarmile s srdečným pozdravem!"
Kisch, Egon Erwin. Die Abenteuer in Prag. S. [3]-504, 3 Bl. 19,6 x 11 cm. OPappband mit farbiger VDeckelillustration (etwas beschabt und bestoßen, Rücken und Gelenke erneuert, der einstige, lädierte Rücken aufkaschiert). Wien, Prag und Leipzig, Ed. Strache, 1920.
Erste Ausgabe. In seinem Band "Die Abenteuer in Prag" fasste Kisch seine Erlebnisse während seiner Streifzüge durch die Prager Unterwelt, die Obdachlosenheime, die Gefängnisse, die Bordelle, Beisel und Kaschemmen zusammen, die er im "Prager Tagblatt", aber vor allem in der "Bohemia" veröffentlicht hatte. – Innengelenke verstärkt. Komplett und vielfach von Kisch und Jarmila durchgearbeitetes Widmungsexemplars des Autors mit zahlreichen Bleistifteintragungen, Kommentaren, Rotstiftanstreichungen, einem Tintenfleck und ähnlichem von der Hand und Feder Jarmilas. Einige und die letzten Blätter mit dem Inhaltsverzeichnis mit stärkeren, überklebten Randläsuren. Titel mit der 4-zeiligen Widmung: "Mile pani Jarmile s srdečným pozdravem! Egon Erwin Kisch. V Berlíně, dne 19. června 1922" ("Sehr geehrte Frau Jarmila, mit freundlichen Grüßen! Egon Erwin Kisch. In Berlin am 19. Juni 1922"). Auf dem Vorsatz der Besitzvermerk der "Jarmila Haasová".

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Los 3066Kisch, Egon Erwin
7 originale Fotografien. Ca. 1925-1945.

Auktion 118

Zuschlag
2.000€ (US$ 2,151)

Details

"So sehe ich aus im Tropischen Bergland, Grenze Sowjetunion-Indien-China."
Kisch, Egon Erwin. 7 Fotografien in originalen Abzügen aus dem Nachlass der Jarmila Haasová, davon ein Porträt Kischs mit eigenhändigem Gruß. Ca. 1925-1945.
Immer wieder gehte es in der Korrespondenz, die Kisch über Jahre mit seiner Freundin und der Übersetzerin seiner Werke, Jarmila Haasová führte auch um Fotografien, die diese ihn zu schicken bat, um sie dann in verschiedenen Veröffentlichungen in tschechischen Blättern abdrucken zu können - oder als Erinnerung an ihren Freund zu erhalten. Haasová bewahrte diese Fotos, die in ihren Nachlass übergingen und zu den charakteristischsten des Journalisten gehören (veröffentlicht bei Haupt, Kisch, passim). Vorhanden sind (Titel zitiert nach Haupt, soweit dort abgebildet):

1) Jarmila Haasová, In der Sommerfrische mit ihrer Freundin Gisela Lyner, Neu-Strehlitz 1925 (Haupt S. 33).
2) Jarmila Haasová in Saarow-Pieskow am Scharmützelsee. (Haupt S. 34).
3) Kisch kostümiert als Derwisch, Anfang 1927 in Algerien während der Dreharbeiten zu dem Ufa-Film Die Frauengasse von Algier (Haupt S. 136).
4) Foto-Gruß für Jarmila von der Reise durch Sowjet-Mittelalsien für die Recherchen zu dem Reportage-Buch Asien gründlich verändert. Verso 6-zeilig eigenhändig von Kisch: "So sehe ich aus im Tropischen Bergland, Grenze Sowjetunion-Indien-China, und grüße den Jarmilač. Egonek. 1931." (Haupt S. 138)
5) Kisch als Soldat der Internationalenn Brigaden in Spanien, mit Gewehr, wohl in Madrid (um 1937). - Ggf. unveröffentlicht, nicht bei Haupt.
6) Kisch mit einem Freund (um 1940, wohl unveröffentlicht; nicht bei Haupt).
7) Kisch vermutlich nach der Heimkehr aus dem Exil (um 1945) (S. 20). – Meist sehr gut erhalten.

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Los 3033Kisch, Egon Erwin
Kriminalistisches Reisebuch. Berlin, Schmiede, 1927

Auktion 118

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

"Dieses dumme Buch in Erinnerung ... damit Sie Ihn nicht vergessen. Egon Erwin Kisch"
Kisch, Egon Erwin. Kriminalistisches Reisebuch. 111 S., 1 Bl. 18,2 x 12 cm. Zweifarbig illustrierter Pappband (Kapitale leicht eingerissen, gering berieben) nach einem Entwurf von Georg Salter. Berlin, Die Schmiede, (1927).
Berichte aus der Wirklichkeit. Hrsg. von Eduard Trautner, Band 1. Melzwig 349.1. – Erste Ausgabe der Reportagen, "Eine Schilderung der Verbrechen aller Zeiten und Länder, die vom Verfasser an ihren Schauplätzen aufgesucht und aufgeklärt wurden" (Melzwig), darunter Österreichische Polizei in Serbien; Moskauer Frauengefängnis; Vor dem Kadi und vor dem Strafsenat in Algier; Das Humanistengrab im Arrest; Rußlands schwerster Kerker; Lefortowo; Eine Frau harrt des Mörders und vieles mehr. – Im Block sauber und frisch, wenige Bleistiftanmerkungen der Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), die den Band 1932 ins Tschechische übertragen veröffentlichte: Kriminalisticky cestopis. Autorizovany preklad Jarmily Haasové (Prag 1932; Melszwig 349.2), und der die vorliegende Ausgabe vom Autor in deutscher und tschechischer Sprache gewidmet wurde: "Milý vopicáku (genannt 'Jarmila Haasovic') hiermit überreiche ich Dir feierlich tuto pitómon knihu na památung an Deinen alten Freund, daabys ho nezapomela. Egon Erwin Kiš. V Berlíně, am 15. Mai 1927", mit der dem ironischen Aperçu "dieses dumme Buch in Erinnerung ... damit Sie Ihn nicht vergessen. Egon Erwin Kisch".

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Los 3034Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Buckow, 31. März 1927

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Das ist eine großartige Sache, für die Geschichte des Sozialismus in der Tschechoslowakei"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer und deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28,5 x 22,5 cm. Buckow, 31. März 1927.
Haupt, Kisch, S. 55f. – Mit seiner Sekretärin und Geliebten, Gisela 'Gisl' Lyner hatte sich Kisch am 23. März 1927 in die Pension 'Weiße Taube' nach Bollersdorf am Schermützelsee bei Buckow in der Märkischen Schweiz begeben, um vier große Publikationen fertigzustellen. So gilt 1927 als das furchtbarste Jahr des Autors mit den Reportageromanen Zaren, Popen, Bolschwiken (Berlin, Erich Reiss, 1927), Kriminalistisches Tagebuch (Berlin, Die Schmiede, 1927), Wagnisse in aller Welt (Berlin, Universum, 1927) sowie mit den Briefen aus dem Zuchthaus von dem Kommunisten und Schriftsteller Max Hoelz (1889-1933), die Kisch mit einem Nachwort herausgab.

Kisch bittet Jarmila, nach Buckow zu kommen, um sich zu erholen. "Affe, Äffchen ... Nächste Woche mußt Du den Brief von Max Hoelz haben, damit die Genossen vom Rudé Právo'ihn in die Nummer vom 15. April aufnehmen ... Das ist eine großartige Sache, für die Geschichte des Sozialismus in der Tschechoslowakei wichtig ... Ich küsse Dich, Jarmilininko Jarmilinkovič, wenn Du hier wärst, würde ich Dich immerfort in die Sonne jagen: [dann in Deutsch] 'Marsch auf den Balkon!' Egonek". – Mit mehreren eigenen Korrekturen, Ausbesserungen, Durchstreichungen. Geknickt. – Beiliegt ein ausführlicher Brief von Kischs Sekretärin an Jarmila Haasová, in der diese von der harten und emsigen Arbeit an den Büchern Kischs berichtet: Gisela Lyner. Masch. Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Gisl". 2 1/4 S. 28,3 x 22 cm. Mit masch. adressiertem Kuvert. Buckow, 31. März 1927. - "Liebste Jarmila, so einfach ist das nicht, hier einen Brief zu schreiben. Seit zehn Tagen sind wir hier, und gestern abends bin ich erst mit den Korrekturen zu dem Russlandbuch [d. i. Zaren, Popen, Bolschewiken] fertig geworden; wir haben die ganze Zeit ununterbrochen daran gearbeitet, ich weiss nicht einmal wie Buckow aussieht, weil ich noch nicht einmal eine halbe Stunde spazieren war.

Jetzt fangen wir mit dem Buch [Wagnisse in aller Welt] für Münzenberg an, aber der Egonek weiss nocht nicht, was er hineingeben soll, dabei eilt die Sache sehr, dennn es muss unbedingt am 15. April fix und fertig sein, er hat alle seine Ehrenwörter gegeben, ausserdem soll bis dahin auch noch das Max H.-Buch [Briefe aus dem Zuchthaus] fertig sein, mindestens hundert schrecklich lange Briefe sind dafür abzuschreiben, durchzusehen und eine Einleitung muss der Egonek dazu machen. Ich werde schon verrückt, wenn ich nur an all die Sachen denke, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass wir damit fertig werden.

Zu all dem habe ich noch gestern einen Brief vom Universum-Verlag (das ist der von Münzenberg) bekommen, sie wollen jetzt auch gleich den 'Vorfrühling' herausbringen, dabei haben die Schweine den ganzen dritten Teil (150 Maschinenseiten) verloren, das soll ich also auch noch abschreiben, und selbstverständlich müsste ich das ganze Buch noch einmal durcharbeiten, aber ich weiss bei Gott nicht, wie ich es machen soll. Am Abend seh ich gar nichts mehr, weil meine Augen so überanstrengt sind, Zeitung kann ich fast überhaupt nicht mehr lesen, weil sie so klein gedruckt sind. Mit einem Wort, ich bin ein vollständiger Krüppel...".

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Los 3009Kisch, Egon Erwin
Soldat im Prager Korps. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
1.300€ (US$ 1,398)

Details

Tagebuch des "unfreiwilligen" Helden an der serbischen Front
Kisch, Egon Erwin. Soldat im Prager Korps. 316 S. 2 Bl. 19 x 12,4 cm. OHalbleinen (minimal berieben) mit rot geprägtem Titel auf Rücken und VDeckel (Einbandzeichnung von Hugo Steiner-Prag). Leipzig und Prag, K. André, 1922.
Melzwig 345.1. – Erste Ausgabe des Kriegstagebuchs aus dem Ersten Weltkrieg, für den sich Kisch freiwillig gemeldet hatte. Zunächst hatte er dem "Infanterieregiment 11" im südböhmischen Písek angehört und war dann zum berühmten VIII., dem sog. "Prager Korps" vorgestoßen, das 1914 den ersten Feldzug gegen Serbien bestritt, direkt nach dem Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger (am 28. Juni 1914; Kisch war 31. Juli eingerückt und diente als Korporal). In seinem Tagebuch schildert er den Feldzug, die verlustreiche Schlacht an der Drina. In den Kapiteln "Winter in totem Land", "Flucht aus Serbien", "Auf österreichischem Boden" und "Verwundung, Heimfahrt" schildert Kisch die Verlegung seines Korps an die russische Front. Im Februar 1915 und seine schwere Verwundung am 18. März. Besonders packend sind seine detailreichen Schilderungen des täglichen Lebens als Soldat, der Fährnisse und auch der heiteren Erlebnisse. Seine Verwundung, die er in einem Prager Krankenhaus kurierte, trug ihm die Entlassung aus dem aktiven Militärdienst als "felddienstuntauglich" ein.

Der Text "Soldat im Prager Korps" wurde dann 1930 noch einmal unter dem geänderten Titel "Schreib das auf, Kisch!" (Berlin, Erich Reiss, 1930) herausgegeben (siehe Katalog-Nr. 2855). – Nur geringe Gebrauchsspuren. Titel mit 7-zeiliger Widmung in Schönschrift: "Liebe Frau Jarmila, ich gebe Dir dieses Buch, das aus einer Welt kommt, die Dich nicht kümmert, mit dem Wunsche, daß es Dich um des (unfreiwilligen) Helden willen interessieren möge. Egon Erwin Kisch. Berlin, 16. Okt. 1922".

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Los 3037Kisch, Egon Erwin
Wagnisse in aller Welt. Berlin 1927

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Illustriert von Rudolf Schlichter
Kisch, Egon Erwin. Wagnisse in aller Welt. 320 S. Mit 12 Illustrationen nach Federzeichnungen von Rudolf Schlichter. 18,6 x 12,4 cm. Ziegelorangefarbenes OLeinen mit goldgeprägtem Rücken und VDeckeltitel (kleine Gelenkschäden, etwas abgegriffen, Gebrauchsspuren, winziger Tintenfleck im Schnitt). Berlin 1927.
Universum Jahresreihe 1927, Band II. Melzwig 350.1. – Erste Ausgabe. 27 Reportagen von Egon Erwin Kisch nach Erlebnissen, die den Rasenden Reporter kreuz und quer durch die Kontinente führte: Ritt durch die Wüste und über den Schott; Massaker am Fluß; Schwefelbad in Grusien; Auf der Reeperbahn von Rotterdam; Justiz gegen Eingeborene; Verwundung; Silversternacht in Marseille; Käsemarkt zu Alkmaar; Chinesenstadt; Vatikan in der Sahara; Westfront 1918; Der, der das Radio sieht; Die Kasbah von Algier; Ein Vormittag zwischen Persien und Rußland; Die tunesischen Juden von Tunis; Polizeischikanen in Sardien ... – Arbeitsexemplar der Jarmila Haasová mit zahlreichen Bleistiftanstreichungen, kleinen Übersetzungseinträgen, Frage- und Ausrufszeichen, Unterstreichungen etc. auf dem Titel "Štástnou čestu Jarmilko a přid brzo zpět . Tvůj Egon Erwin, Na Tauentzienstraße 17. červen" ("Gute Reise Jarmilka und kommen Sie bald wieder. Ihr Egon Erwin, Tauentzienstraße 17. Juni").

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Los 3020Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 28. Februar 1925

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Über Jaroslav Hašeks "Schwejk" - und die Politik
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 21 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert 12,5 x 15,5 cm. "V Berlíně, dne posledního února" ("am letzten Februartag"). Berlin, 28. Februar 1925.
Haupt, Kisch, S. 43ff. – Besonders umfangreicher, ausführlicher Brief auf 'neuem' Briefpapier mit dem gedruckten Namen in Versalien "EGON ERWIN KISCH", in dem es viel um die Übersetzungen seiner Reportagen ins Tschechische geht, wobei immer wieder Jaroslav Hašek und sein Roman Schwejk als Vorbild erwähnt wird. Kisch berichtet von den Schwierigkeiten, den Verlegern Jarmila als seine Übersetzerin zu empfehlen. Konkret geht es um die Ablehnung von dem Prager Verlag des Karel Synek (1896-1943):

"Lieber Affe, ich schreibe Dir auf dem ersten Blatt von meinem neuen Papier ... Auf meinen Brief hat mir Synek geantwortet, daß unsere Übersetzung Herrn Mayer nicht gefallen hat, 'daß sie keinen Witz hat (!) und er einer Frau, die nicht im Krieg war, nicht vertraut und einen anderen Übersetzer empfiehlt, den er auch einen Teil des Schwejk hat überrsetzen lassen. Zwischen diesen beiden Übersetzungen wird von mir (Synek) und den Hinterbliebenen Hašeks (!) entschieden, welche Übersetzung die bessere ist und wem dann die ganze Arbeit übergeben wird. Ich versichere Ihnen, daß ich das größte Interesse daran habe, daß das wirklich eine hervorragende Sache wird, und wenn es möglich ist (!), daß die Arbeit an Frau Haas geht, die mich wirklich für sich eingenommen hat, und in meiner Macht liegt, werde ich tun ...". Kisch hatte Jarmila für die Übersetzung der Abenteuer des braven Soldaten Schwejk ('Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války') aus dem Tschechischen ins Deutsche vorgeschlagen.

Kisch zitiert weiter Synek "Der Mitteilung von Herrn Mayer zufolge, hätte er keine Einwände für den Fall, daß Sie sich verpflichteten, den Schwejk selbst zu übersetzen, aber Sie haben dazu leider keine Lust und keine Zeit ... Ich habe natürlich nicht geantwortet, nur Laurins habe ich geschrieben, damit sie Synek eventuell sagen, welche Schweinerei die Erben mit Hašeks Werk vorhaben. Synek hat mir am Anfang seines Briefes geschrieben, daß ihm Deine Übersetzung gefällt".

Es folgen einige interessante Passage über die Politik und die Kommunistische Partei, "Der Zerfall in der Partei interessiert mich sehr und jegliche private Nachrichten. Obwohl Du eine alte Linke bist, glaube ich trotzdem, daß Du erkennst, daß es nicht um verschiedene Ansichten geht, sonder um persönliche Dinge, um den Einfluß Béla Kuns, um Seidler und andere ungarische Liebediener...". Gemeint ist der unter dem Pseudonym Béla Kun schreibende ungarischer Journalist und Politiker Emmerich Schwarz (1886-1938).

Weiter über Ferda Mestak, über den Kisch sein Theaterstück 'Dramaturgie des Flohtheaters' geschrieben hatte: "... es kam auch in 'M.M.' (anonym) und 'Rote Fahne' und die gessamte kommunistische Presse hat es abgedruckt ... 'Redl' hat größeren Erfolg und mehr Kritiken als 'Rasender Reporter'! Das ärgert mich ein bißchen, mir wäre es lieber, wenn er 'Reporter' nicht bei 10 Tausend völlig stehenblieb". Schon im ersten Erscheinungsjahr war der Reportageroman bei Erich Reiss in 10.000 Exemplaren aufgelegt worden. – Knickspuren.

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Los 3044Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, September "1925" (recte 1929).

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Gerade streitet Arnold Zweig mit Becher, Jakob Schaffner regt sich auf, Rudolf Olden spielt den Hochnäsigen."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Tvůj Egonek". 2 S. auf Doppelblatt. 21 x 16,5 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, September "1925" (recte 1929).
Haupt, Kisch, S. 79f. – Kleinformatiger, eng geschriebener und daher überaus umfangreicher Brief in blauer Tinte, der irrtümlich "1925" datiert wurde (was wohl die Empfängerin schon mit Bleistift "=29" korrigierte) und den Kisch mitten aus einer Sitzung des Schriftstellerverbandes schrieb. Der "rasende Reporter" konnte kaum eine Versammlung mitmachen, ohne nicht nebenbei seine kostbare Zeit noch mit anderem zu nutzen: "... gerade habe ich gegen die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge gesprochen, und jetzt - jeder guckt, was ich hier schreibe - antworte ich Dir auf zwei Briefe".

Mitgeschickt hat ihr Kisch den Entwurf eines Briefes an seinen Freund, den tschechischen Schriftsteller (Prosaisten, epischen Dichter) und Verleger Václav Kaplický (1895-1982), der hier beiliegt: "Ich bin sehr froh, daß Du mit meinem Brief an Kaplický zufrieden warst, er war es sicher weniger. Deinen Brief habe ich mit einem herzlichen Hinweis auf Deine unschätzbaren Eigenschaften und Deine Freundschaft an Piscator gesandt. Er erwähnt Bornstein und Longens, dann folgt eine Passage über sein 1922 erschienenes Kriegstagebuch Soldat im Prager Korps, das 1930 dann unter dem geänderten Titel Schreib das auf, Kisch! wiederveröffentlicht werden sollte. Hier geht es jedoch zunächst um die Übersetzung ins Tschechische:

"Was Deine Frage betrifft, ob der Soldat noch vor Weihnachten herauskommen soll, meine ich, daß meine Entscheidung überflüssig ist, weil das allein von Dir abhängt, ob Du ihn fertig bekommst, und vom Verlag, ob er ihn bis zu dieser Zeit herausgeben kann ... Auf alle Fälle fange ich morgen mit den Veränderungen am Soldaten an ... Zeit hatte ich bisher nicht. So wie jetzt habe ich noch nie in meinem Leben gearbeitet, ich war nur einmal im Café".

"Gerade streitet Arnold Zweig mit Becher, Jakob Schaffner regt sich auf, Rudolf Olden spielt den Hochnäsigen, und ich schreibe Jarmila". Er fragt sie, ob sie den Kabarettisten Josef Waltner, Inhaber des Prager Nachtcafés 'Montmartre', beliebten Treffpunkts der Prager Bohème, in dem Kisch und Hašek verkehrten, nicht mit einer Übersetzung unterstützen wolle: "Neulich hat mir Waltner, der ehemalige Besitzer des 'Montmartre' und jetzt ein armer Keller, geschrieben, ob ich ihm nicht eine Einleitung zu irgendeinem Erinnungsbuch schreiben könnte. Ich schicke es Dir ... Paradies Amerika ... kommt wahrscheinlich am 15. Oktober heraus ... [es] wurden 2000 Exemplare bestellt, was sehr viel ist, denn das Buch kostet 6 Mark". – Mehrfach geknickt und etwas knittrig. Der beiliegende Umschlag datiert auf den 28. September 1929. – Beiliegt der eigenhändige Briefentwurf Kischs an Václav Kaplický mit Unterschrift und mit zahlreichen Streichungen, Verbesserungen, Einfügungen als Korrekturen von der Hand der Jarmila Haasová. 2 S. 29 x 23 cm. "V Berlíně, dne 11. září 1929 - Vázený pane Kaplicý ..." - "Berlin, den 11. Oktober 1929 - Sehr geehrter Herr Kaplický...".

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Los 3041Kisch, Egon Erwin
Reise als Leichtmatrose auf der "Jefferson Myers". 17 Originalfotografien

Auktion 118

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Auf dem Bootsmannstuhl sitzend, wird man den Mast emporgezogen" - "Auch die Trossen muß Egonek teeren."
Kisch, Egon Erwin. Reise als Leichtmatrose auf der Jefferson Myers. 17 Originalfotografien zwischen 9 x 6,3 und 7 x 11 cm sowie 1 Bl. "Certificate of Discharge" 7,8 x 15 cm. Eingelegt in modernes Album. Baltimore, Panama, Los Angeles, Atlantik, Pazifik 1929.
Bilddokumentation in originalen Kleinformat-Fotoabzügen, teilweise unveröffentlicht aus dem Kisch-Nachlass der Jarmila Haasová. Am 10. Januar 1929 hatte sich Kisch in Baltimore als Leichtmatrose auf dem Frachtschiff "Jefferson Mysers" für eine Fahrt durch den Panamakanal nach San Pedro und Los Angeles eingeschifft, wo er u. a. mit Charlie Chaplin und Upton Sinclair verabredet war. Von diesem Abenteuer berichtet er in seiner Reportage Als Leichtmatrose nach Kalifornien, den er dann in dem Band Paradies Amerika (Berlin 1930) veröffentlichte: "Von acht Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags ist daywork. Auf dem Bootsmannstuhl sitzend, wird man den Mast emporgezogen, oben macht man sich das Brett mit einem Knoten fest; dem Knoten vertraute ich anfangs wenig und war allzeit bereit, wenn er sich lösen sollte, mich mit den Händen am Tau zu fangen und festzuhalten. Schließlich lernt man es aber, auch an den selbstgeschürzten Knoten zu glauben..." (GW V. 79).

Alle Fotos (ein Abzug ist doppelt vorhanden) sind verso eigenhändig in Kischs charaktervoller Hand mit seiner typischen schwarzblauen Tinte bezeichnet:

1. An Deck mit Zigarette: "Nächtliche Wache unseres Leichtmatrosen."
2. An Deck mit Pinsel: "Unser Leichtmatrose streicht den Windfang,"
3. Am Mast: "Start zum Erklettern des Mastes."
4. An Deck: "Kisch am Ankerspind."
5. Auf dem Mastbaum: "Auch die Trossen muß Egonek teeren."
6. Im Top: "Egonek sitzt am Top."
7. An Deck: "Kisch wirft Anker."
8. An Deck: "Das Deck wird gewaschen."
9. Im Hafen, am Quai: "Ein Matrose wäscht sich im Pazifik."
10. Auf dem Mastbaum sitzend
11. An Deck mit Seilen hantierend
12. An Deck mit Zigarette am Ankerspind
13. An Deck: "Schwarze Schauermänner."
14. Am Pier: "Baumwoll-Ballen am Pier."
15. Am Pier: "Ladearbeit."
16. Auf dem Schiff: "Baumwolle wird in der Luke geordnet."
17. Auf dem Schiff: "Blick auf Schauermänner und Baumwolle in der Luke."


Beiliegt der hs. von Kisch (wahrheitsgemäß!) ausgefüllte, unterschriebene, gestempelte und gegengezeichnete Entlassungsschein aus dem Dienst auf dem Frachter "Department of Commerce - Certificate of Discharge No 944178" der "S. S. Jefferson Myers": "Seaman's birthplace: Czechoslovakia", "Age: 44", "Capacity: Bordcaway seaman" etc. – Kaum Gebrauchsspuren, minimale Fleckchen oder Knicke.

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Los 3022Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 4. Februar 1925

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Deine Übersetzungen sind wirklich köstlich."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 S. 28,6 x 22,4 cm. Mit eigenhändig beschriftetem Kuvert. 12 x 15 cm. Berlin, 4. Februar 1925.
Haupt, Kisch, S. 43. – Kisch lobt seine Freundin, die begabte Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), die an der Übersetzung seines Reportageromans Der rasende Reporter arbeitete: "Milá Jarmilko" - "Liebe Jarmilko, Deine Übersetzungen sind wirklich köstlich, - einige Witze und Ausdrücke habe ich noch weiter ausgeführt und denke, daß das Buch Erfolg haben und Deine Arbeit allgemeine Anerkennung finden wird." – Gefaltet, minimaler Falzriss, wohlerhalten.

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Los 3046Kisch, Egon Erwin
3 e. Briefe Berlin, 1. und 14 Oktober, 22 November 1929.

Auktion 118

Zuschlag
350€ (US$ 376)

Details

"Damit sind nicht schöne Vögel gemeint, sondern 'Singende Vögel im Kerker'."
Kisch, Egon Erwin. Übersetzungskorrekturen. 3 eigenhändige Briefe an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 5 S. 28 x 22 cm. Mit 3 (2 eigenhändig adressiertem) Kuverts. Berlin, 1. und 14 Oktober, 22 November 1929.
Haupt, Kisch, S. 82ff. – Konvolut von Briefen Egon Erwin Kischs, der die Übersetzungen einige seiner Werke ins Tschechische durch Jarmila Haasová lies und korrigiert und ihr unklare Passagen erklärt. Kisch sprach fließend Tschechisch, hatte aber zunächst Probleme mit der Schriftsprache, auch wenn er alle seine früheren Briefe an Jarmila konsequent in dieser Sprache abfasste. Vorhanden sind:

1) Berlin, 1. Oktober 1919. Kisch korrigiert Jarmilas Titelübersetzung von Upton Sinclairs Drama Singing Jailbirds, das 1927 unter dem Titel Singende Galgenvögel erschienen war: "1. Singing Jailbirds. Die deutsche Übrsetzung Singende Galgenvögel ist dumm, denn damit sind nicht schöne Vögel gemeint, sondern 'Singende Vögel im Kerker' 2. Patterson ist eine Weberstadt im Staat New York. 3. 'Regalieren' ist: 'bewirten', 'reichlich beschenken'. (pohostiti?). 4. Eine gesamte Ausgabe von Paradies Amerika habe ich nicht. Ich schicke Dir, was hier ist. 5. Was ist los, daß die Zaren noch nicht heraus sind?..."

2) Berlin, 14. Oktober 1929. Kisch erklärt und korrigiert weitere Passagen aus seinen Romanen Zaren, Popen und Bolschewiken, Paradies Amerika etc. "Die Autoenexemplare des Zaren habe ich heute früh bekommen. Es sieht sehr schön aus. Meinst Du nicht?" Erwähnt Bornstein, Laurin, Höllering, Wiegler Ernst Polak, "Lania hat große Liebesaffären, angeblich sind das große Frauen aus dem Lutz". Gemeint ist der jüdische russisch-österreichisch Journalist und Schriftsteller Leon Lania (1896-1961), Bekannter und Kollege Kischs, einer der ersten 'Undercover-Reporter', der 1933 über Prag, Wien, Paris, dann Südfrankreich, Spanien und Portugal in die USA emigerieren konnte. In seinen investigativen Reportagen warne er außergewöhnlich frühzeitig und außergewöhnlich klar von der aufziehenden Gefahr von Rechts.

3) Berlin, 22. November 1929. "Liebe Jarmiláč, ich komme am Montag 15.30 Uhr d. h. 1/2 4 nachmittags auf dem Masaryk Bahnhof an ... Das wird ein schrecklicher Rummel in Prag, ich fürchte mich davor, aber ich hoffe, daß wir uns zu einem freundschaftlichen Gespräch ganz unter uns irgendwo treffen können, damit ich Dir die Berliner Neuigkeiten (auch wenn sie nicht bedeutsam sind) rerferieren kann". – Geringe Knickspuren, leicht gebräunt.

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Los 3011Kisch, Egon Erwin
Die gestohlene Stadt. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Über den berüchtigten Gauner Christian Käsebier
Kisch, Egon Erwin. Die gestohlene Stadt. Eine Komödie 71 S., 1 Bl. 23 x 15,6 cm. OBroschur (kleine Einrisse, wenige Knickspuren, minimal berieben) mit VDeckelillustration (signiert: "Kobbe"). Berlin, Erich Reiss, 1922.
Melzwig 344.1. – Erste Ausgabe des "Volksstücks für Sprechtheater", das im Klappentext der Neuausgabe Henschelverlags beschrieben wird: "Der berüchtigte Gauner Christian Käsebier war zwar zu lebenslänglicher Haft verurteilt, wurde dann aber während des siebenjährigen Krieges in das Hauptquartier Friedrichs II. auf den Weißen Berg vor Prag geholt, um die Stadt für ihn einzunehmen. Seine Aufgabe war es, an den österreichischen Truppen vorbeizukommen und die Lage in der Stadt auszuspionieren. Am dritten Tag der Spionage kehrte Käsebier jedoch nicht zurück, sondern lief zu den Österreichern über, denen er von dem nahenden Herr erzählte. So verlor Friedrich II. die Stadt Prag. Viele Legenden ranken sich um den Gauner Käsebier - Kisch erzählt in diesem Stück eine besonders kuriose" (TTX 29.09.2017).

Das einprägsame Titelbild auf dem Vorderumschlag schuf der Berliner Graphiker George G. Kobbe (1902-1934). Es zeigt den Hallenser Dieb und Räuber Christian Andreas Käsebier, dessen Geschichte Kisch zunächst zu einer Reportage inspiriert hatte, die er dann zum vorliegenden Drama umarbeitete. – Letztes Blatt lose, wenige Papierläsuren und kleine Rostfleckchen im Bug, papierbedingt gebräunt. Mit dem eigenhändiger Besitzvermerk der "Jarmila Haasová" auf dem Titel und einer 6-zeiligen Widmung des Autors an dieselbe: "Pro Jarmila H. Auktor. 20. prosince (Berlin) 1922. 27. října 1933 (Brno.)", demnach der Autor das am 20. Dezember 1922 in Berlin gedruckte Buch am 27. Oktober 1933 Jarmila gewidmet wurde, als sich Kisch in Brünn befand. – Beiliegt ein Blatt "Sonderdruck aus Deutsche Literaturzeigung" Jg. 82, Hefte 4 (April 1961) mit einer Rezension von Dieter Schlenstedt, Die Reportage bei Egon Erwin Kisch (Berlin 1959). Oben mit 3-zeiliger eigenhändiger Beischrift von Jarmila Haasová

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Los 3048Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief. Berlin, 13. Dezember 1929

Auktion 118

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

Kisch, Egon Erwin. Maschinenschriftlicher Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "old Egonek". 1 S. 28 x 22 cm. Mit Kuvert. Berlin, 13. Dezember 1929.
Haupt, Kisch, S. 86f. – Kisch bittet Jarmila um die Zusendung von Kritiken seiner Werke in den Prager Gazetten, darunter in der renommierten Wochenzeitung Tvorba. Er erwähnt den Plan einer holländischen Übersetzung seiner Werke durch den befreundeten niederländischen Jornalisten, Übersetzer und Antifaschisten Nicolaas "Nico" Rost (1896-1967) oder fragt, ob sie den Verleger Václav Kaplický (1895-1982) kontaktiert habe.
"Liebe Jarmila, Gott sei Dank bin ich wieder in Berlin; Bornstein habe ich angerufen und von Deiner Wohnung und Deinem Wohlbefinden berichtet. Wie war die Rückfahrt aus Teplitz? Hat Dir Herr Kahn noch den Hof gemacht? Alle waren sehr verliebt in Dich. Hat sich in Prag der Widerspruch schon verstärkt? Schick mir alles, was erschienen ist, auch die Kritiken, die ich schon gesehen habe ... Von Frigo kommt ein Buch heraus: 'Letzte Stunden' in einer syndikalistischen Buchgemeinschaft. Rost wird wahrscheinlich ein Sammelbuch aus Kisch holländisch zusammenstellen. Hast Du Kaplický den Vorschlag eines Sonderdruckes der Tonka Šibenice [Die Galgentoni] gemacht? ... sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem old Egonek".

Das (wohl) Pseudonym des, wie Kisch ihn tituliert, "ultralinken" Bekannten Frigo kann leider bis dato nicht aufgeschlüsselt werden. Klaus Haupt gibt hier den lakonischen Hinweis "Frigo .- Autor eines Werkes mit dem Titel 'Letzte Stunden'", das ich jedoch nicht nachweisen konnte(Haupt, Briefe an Jarmila, 1996. S- 75). Kisch erwähnt Frigo auch in einem Brief vom 24. Mai 1929. – Knicke, wohlerhalten. Unten links noch 10 Zeilen Gruß von Gisela Lyner mit Unterschrift in Bleistift "Gisl". – Beiliegt ein masch. Brief von Gisela Lyna an dieselbe. 1 1/2 S. Mit eigenhändigem Gruß in Bleistift und Unterschrift: "Gruß an Nečas. Gisl". Berlin, 8. Dezember 1929. "Von überall höre ich, wie schön es bei Egoneks Vorlesungen gewesen ist, am tollsten scheint es aber in Prag zugegangen zu sein. Besonders über die 'Rot Front'-Begrüssung habe ich mich gefreut ... Diese Woche ist der Rost zurückgekommen, er sieht sehr gut aus ... Wir alle haben schon geglaubt, dass dem Rost was passiert ist, weil niemand eine Nachricht von ihm hatte seit mehr als sechs Wochen". Nico Rost lebte in den Jahren 1923 bis 1933 in Berlin, wo er zum engsten Freundskreis Kischs gehörte. Er publizierte den Querschnitt und wurde Mitglied der KPD, als das er - schon Februar 1933, unmittelbar der Machtergreifung -ins KZ Oranienburg nördlich von Berlin deportiert wurde. Nach seiner Freilassung ging er nach Brüssel, wo er wieder von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und in die Konzentrationslager von Herzogenbusch und letztlich nach Dachau verschleppt wurde. Am 29. April 1945 wurde er von amerikanischen Truppen befreit.

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Los 3024Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 19. Oktober 1925.

Auktion 118

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

"Ty vošklivej vopicáku Vopic"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Tvůj Egon". 2 S. 27 x 19,6 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 19. Oktober 1925.
Haupt, Kisch, S. 47f. – Interessanter, langer Brief, der mit einer Beschwerde beginn, dass Jarmila lange nicht geschrieben hatte, in dem er seine Freundin scherzhaft mit einer schönen Alliteration als Du böser affiger 'Affe'" tituliert "Ty vošklivej vopicáku 'Vopic'": "Alle Neuigkeiten von unserer Clique meldet Dir Dien ständiger Berichterstatter sicher zuverlässig ... Daß ich meine zwei Bücher zu einem zusammengefügt und etwa 20 Artikel weggelassen habe, das weißt Du vielleicht schon. Es wird schon gedruckt, - aber ich habe noch immer keinen Titel dafür. Keiner von meinen Vorschlägen gefällt Reiss".

Schon 1914 hatte der Berliner Verleger Erich Reiss (1887-1951) Kischs einzigen Roman Der Mädchenhirt herausgegeben. Mit den meisten seiner Publikationen blieb Kisch seinem Verleger treu. "Polgar ist in Berlin, ich habe mit ihm und Direktor Robert und zwei wunderschönen Mädchen seinen 50. Geburtstag gefeiert. Marku hat ein Buch beim Elena Gottschalk Verlag und eins bei Reiss, - beide kommen vor Weihnachten heraus, das wird ein Fest." Und Kisch endet zärtlich: "... las Dich auf beide Wangen und Deine hübschen Ohren küssen (auf den Mund hat Du es ja nicht gern) und schreib mir sofort einen liebenswürdigen und fröhlichen Brief, damit ich nicht zu Dir kommen und Dich im Berliner Zoo für den Affenkäfig mit der Aufschrift abgeben muß 'Geschenk des Herrn Egon Erwin Kisch' Jarmilinko! Jarmilouše! Jarmiláče! Dein Egon". – Zweifache quergeknickt, gering angestaubt. Umschlag mit gedrucktem Namen Kischs, gerissen.

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Los 3052Kisch, Egon Erwin
Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika

Auktion 118

Zuschlag
260€ (US$ 280)

Details

"Am 17. März 1930 in den Musiker=Sälen am Bülowplatz um 1/4 9 Uhr. Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Egon Erwin Kisch beehrt sich darzubieten: Paradies Amerika. (17.-20. Tsd.). 347 S., 2 Bl. 20,3 x 13,8 cm. Hellblaues OLeinen (Rücken etwas verblasst, leicht lichtrandig) mit schwarzeprägtem Titel auf dem Rücken und VDeckel. Berlin, Universum-Bücherei für Alle, 1930.
Universum-Bücherei Band LXXIV. Melzwig 356.2. – Kurz nach der Erstausgabe (Melzwig 356.1) erschienene Ausgabe, die im Rahmen der "Universum-Bücherei" herausgebracht wurde (das Impressum verweist auf das Copyright "1929 by Erich Reiss Verlag"). – Titel mit 4-zeiliger Widmung des Autors: "1. Exemplar der Universum-Ausgabe. Am 17. März 1930 in den Musiker=Sälen am Bülowplatz um 1/4 9 Uhr. Egonek", wo Kisch wohl eine Lesung mit Signierstunde abgehalten hatte. Îm Block sehr sauber.

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Los 3007Kisch, Egon Erwin
17 Originalfotografien aus dreißig Jahren Reportagearbeit

Auktion 118

Zuschlag
5.500€ (US$ 5,914)

Details

Lebensstationen in Originalfotografien
Kisch, Egon Erwin. 17 Originalfotografien aus dreißig Jahren Reportagearbeit von Reisen durch die Kontinente. Zwischen 2,6 x 3,6 und 11 x 14 cm. Eingelegt in modernes Album. Europa, Amerika, Afrika und Asien 1914-1946.
Unveröffentlichte und teils gedruckte Originalabzüge (einige Albumin-, einige Silbergelatine-Abzüge) von Fotografien des "Rasenden Reporters" Egon Erwin Kisch (1885-1948) aus Prag, Berlin, Wien, Madrid, Chicago, Hollywood, Marokko, aus der Sowjetunion, aus China, Mexiko etc. Die Fotos stammen aus dem Kisch-Nachlass der Übersetzerin seiner Reportageromane ins Tschechische, Jarmila Haasová (1896-1990), der Kisch die Fotos wohl über die Jahre schickte, teils mit witzigen Kommentaren und Bezeichnungen in schwarzblauen Tinte verso.
Die aufwendige Bilddokumentation zu Egon Erwin Kisch erstellte Markus G. Patka, Der Rasende Reporter Egon Erwin Kisch. Eine Biographie in Bildern. Mit einem Vorwort von Hellmuth Karasek (Berlin, Aufbau, 1998). Vorhanden sind (die Titelzitate nach Haupt, Briefe an Jarmila, 1998):

1) Kisch mit Bruder Bedřich in k.u.k. Uniform auf dem Wenzelsplatz in Prag (nicht bei Patka)
2) Kisch in k.u. k. Uniform des 11. Ersatzbataillons, Studioaufnahme (Patka 48)
3) Kisch in k.u.k. Uniform auf dem Kasernenhof (nicht bei Patka)
4) Kisch nach Verwundung in Serbien 1914 im Reserve-Spital Prag-Karolinenhof, sitzend auf dem Bett (nicht bei Patka)
5) Kisch nach der Granatverletzung, rauchend im Krankenbett "Verwundet zurück von der Ostfront, Reserve-Spital in Prag-Karolinental" (Fotopostkarte; Patka 40)
6) Beratendes Heereskommando am Tisch mit Karten "In der Kaserne des Prager Hausregiments im Stadtbezirk Smíchov" (Patka 42)
7) Kisch in k.u.k. Uniform, Studioaufnahme (nicht bei Patka)
8) Kisch in k.u.k. Uniform am Moldauufer (nicht bei Patka)
9) Kisch Chicago, am Natursteingeländer des Chicago River, nahe Michigan, Avenue Bridge vor der Skyline 1929 (Patka 120)
10) Kisch vor dem Parlamentsgebäude in Wien, Anfang der 30er Jahre des 20.Jhdts (winziger Abzug; nicht bei Patka)
11) Porträt Kisch mit Zigarette vor seiner Abreise nach Asien 1931 (Patka 120)
12) Kisch als Kämpfer der Internationalen Brigade im Spanischen Bürgerkrieg 1937 (nicht bei Patka, wohl unveröffentlicht, es gibt andere ähnliche Fotos)
13) Kisch in Madrid, in Interbrigadisten-Uniform, mit Ernst Busch, sein Gewehr inspizierend 1937 (nicht bei Patka)
14) Kisch mit Schriftstellerkollegen Erich Weinert und Hans Marchwitza (Reprofoto nach gedruckter Zeitschrift; nicht bei Patka)
15) Kisch in Spanien, mit seinem jüngsten Bruder Bedřich, der im Lazarettort Benicasim der Interbrigaden eine chirurgische Abteilung leitete, 1937 (nicht bei Patka)
16) Kisch in Spanien, in Belchite, Provinz Saragossa, mit dem Schriftsteller-Kollegen Kurt Stern mit nacktem Oberkörper - handschriftlicher Text auf der Rückseite: „Bei Belchite. Aug. 37.“ (großes Foto; nicht bei Patka).
17) Kisch mit Freund als Soldaten, wohl in der Sowjetunion im Schnee (nicht bei Patka). – Kaum Gebrauchsspuren, minimale Fleckchen oder Knicke.

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Los 3054Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarte, Lyon, Sanary, Evisa und Nizza 1930

Auktion 118

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

"Ich habe weder Nachrichten noch Zeitungen, weiß also nicht, was in Berlin, Moskau und Prag passiert."

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek" und teils längeren Beischriften auf Deutsch von "Gils". Jeweils 9 x 14 cm. Lyon, Sanary, Evisa und Nizza 1930.
1) Lyon, 11. April 1930. Auf einer Bildpostkarte mit "Lyon Artistique - Place Carnot, vue de la Gare de Perrache" an Jarmila in Berlin, die bei dem mit Kisch befreundeten Journalisten Joseph Bornstein in der Budapester Straße 16 logierte: "Ich bin nicht in Berlin, und ich habe keine Ahnung, was dort vor sich geht. Wir fahren heute nach Sanary (Abt. Var)".

2) Sanary-sur-Mer, 16. April 1930. Auf einer Panoramaansicht des französischen Badeorts: "Lieber Jarmilatsch, wir sind seit 14 Tagen unterwegs, und ich habe weder Nachrichten noch Zeitungen, weiß also nicht, was in Berlin, Moskau und Prag passiert. Hier gibt es ein wunderschönes Meer ..." Er unterschreibt mit: "Tvůj starý Egonek" ("Dein alter Egonek"). Auf der Textseite dann ausführlich von Gisela Lyner auf Deutsch: "Liebste Jarmila, Neuigkeiten von hier kann ich Dir nicht berichten, weil wir mit keinem Menschen seit Lyon gesprochen haben. Aber gestern hatten wir einen Berliner Bekannten (Zeitz von B. T.) aus dem Autobus erkannt und später getroffen. Komfort im Hotel ist ungefähr wie in der Teufelsmühle. Aber trotzdem ist es hier sehr, sehr schön. Viele allerherzlichste Grüße von Deiner Gisl". Gemeint ist das das Berliner Tageblatt (BT), eines der wichtigen Organe des Deutschen Reiches mit überregionaler Berichterstattung, das zwischen 1872 und 1939 existierte.

3) Evisa, Korsika, 30. Mai 1950. Mit Ansicht des korsischen Bergdorfs Evisa. Kisch schreibt, er sei mit Gisl komplett von der Welt abgeschnitten: "Lieber Jarmilatsch, ich weiß nicht, wo ich stehe, denn ich bin eine Woche lang nicht erreichbar gewesen ... Ich hinterlasse die Adresse in Nizza, 'poste restante'". Mit hs. Gruß von Gisl.

Nizza, 14. Juni 1930. Fotopostkarte "Nice, Vue sur la Baie des Anges". "Lieber Jarmilatsch, Ich habe deine gerade nach langer Zeit Post von Dir bekommen ... aber ich bin mir sicher, dass es nichts ausmacht, wenn ich die 'Lamm' ['Laun'?]-Sache mache. Ich werde Dir sofort schreiben, und wenn ich das tue, wäre es eine großartige Sache, wenn wir den Sommer wieder zusammen verbringen könnten ..."

Lyon, 25. Juni 1930. Mit Ansicht der "Pont de la Boucle et Vue sur le Parc". "Milej Jarmiláčku, jiste jsls již v Berlíně a my se brzy ndidime" - "Lieber Jarmiláček, du bist sicher schon weg aus Berlin und wir werden dich so schnell nicht wiedersehen ... Küsse Egonek." Und verso von Gisela Lyner: "Liebste Jarmila, wir müssen doch nach Berlin zurück, Franz H[oellering] hat uns bis jetzt im Stich gelassen. Wir unterbrechen nur einen Tag in Paris, da Egonek eine Sache recherchieren muss. Schade, ich hatte mich auf einen längeren Aufenthalt in Paris gefreut. Aus Berlin schreibe ich gleich. Allerherzlicht Dein Gisl". – Postalisch gelaufen, wenige Gebrauchsspuren, mit Stempeln und Marken.

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Los 3026Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 17. Dezember 1925

Auktion 118

Zuschlag
190€ (US$ 204)

Details

"Ich küsse Dich, altes Biest, wünsche Dir frohe Weihnachten."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 S. 27 x 19,5 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert, beides mit gedrucktem Namenszug. Berlin, 17. Dezember 1925.
Haupt, Kisch, S. 54f. – Kurzer Briefgruß an seine "Liebe Jarmiláče, ich wollte am Dienstag abreisen, aber da ich höre, daß Du am Freitag kommst, verlege ich meine Reise auf Montag, damit ich Dich Affe noch sehen kann ... Hast Du mein Buch mit der Widmung erhalten? Ich küsse Dich, altes Biest, wünsche Dir frohe Weihnachten, gute Reise nach Berlin und viel, viel Glück im neuen Jahr. Dein alter Egonek. In Eile!" – Geknickt, in flüchtigem Duktus ohne Tintentrockner, daher wenige Tintenfleckchen, sehr virtuos beschriebener Umschlag.

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Los 3057Kisch, Egon Erwin
Der rasende Reporter "Neuausgabe",

Auktion 118

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

"Hallo Jarmila, Wie geht es dir?"
Kisch, Egon Erwin. Der rasende Reporter. 380 S., 2 Bl. 18,5 x 12,2 cm. Beigefarbenes OLeinen mit schwarzgeprägtem Rücken- und VDeckeltitel, dunkelbrauner Kopfschnitt mit zweifarbig illustriertem OSchutzumschlag (dieser mit wenigen Einrissen, etwas angestaubt). Berlin, Sieben-Stäbe-Verlag, 1930.
Bücher der Epoche. Melzwig 347.2. – Erste Ausgaber der "Neuausgabe", die der Sieben-Stäbe-Verlag 1930 im 16.-35. Tausend herausbrachte. Sie enthält alle Reportagen sowie das Vorwort. Den Einband und den Schutzumschlag gestaltete Paul Pfund unter Verwendung einer Fotografie die aus einer Montage zweier Globensphären und einem Porträt des Autors am Telefon zusammengestellt wurde. Auch visuell wird damit erstmals der Autor mit seinem Romantitel gleichgestellt: Egon Kisch als "rasender Reporter". – Schönes, sauberes Exemplar mit Widmung auf dem Vortitel: "Jarmilininče! Egonek. 1931". Ferner signierte Kisch auch den Umschlag auf dem Vorderdeckel unter seinem Porträt: "Halloh! Jarmilo? Jak se máš?" ("Hallo Jarmila, Wie geht es dir?").

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Los 3015Kisch, Egon Erwin
5 Eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache

Auktion 118

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

"Dekuji tickrate za Tvé cigarety! - Danke für Deine Zigaretten"

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, alle mit Unterschrift "Egonek". Jeweils ca. 9 x 14 cm. Kopenhagen und Danzig 1924.
Im Frühjahr bereiste Kisch Dänemark und die Stadt Kopenhagen, in der einige Reportagen entstanden (u. a. die im Rasenden Reporter veröffentlichte Reportage Totenfeier in Kopenhagen).
1) Kopenhagen, 29. März      1924. Mit einem Gruß aus Kopenhagen auf einer Porträtpostkarte nach einer Fotografie von Asta Nielsen.
2) Kopenhagen, 7. April 1924, "Ich weiß nicht, ob Dir diese Ansicht gefallen hat, aber hier sende ich Dir noch eine weitere ... Wir haben nichts von Berlin gehört, da Gisl wegen der Hochzeit ihrer Schwester ist..." Fotopostkarte mit Ansicht der "Havneparti" in Kopenhagen.
3) Kopenhagen, 9. April 1924. Auf einer Fotopostkarte Kopenhagen "Højbrodplads". Erwähnt die Affaire um den Obersten Alfred Redl (1864-1913), die er 1924 in seinem Buch Der Fall des Generalstabschefs Redl herausgebracht hatte. "Den Brief vom 15. habe ich in Berlin selbst in den Kasten geworfen!"
4) Kopenhagen, 17. April 1924. "Dekuji tínckrate za Tvé cigarety! a také za tvůj list, - ačkoliv byl bohuzel trpky..." ("Vielen Dank für Deine Zigaretten! und auch für Deinen Brief, - obwohl er leider traurig war ..." Auf einer Fotopostkarte "Kvæsthusbroen".
5) Danzig, 11. Juli 1924. "V Gvansku, Ačkoliv bndu dříve v Berlíne, nez ténto list" ("Aus Danzig, obwohl ich vorher noch in Berlin war, ungeachtet Deines Briefes..."). Auf einer witzigen Postkarte einer "Polizeifachausstellung" in Zippot, Freie Stadt Danzig 13.13. Juli 1924".

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Los 3060Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Moskau, 28. Januar 1931

Auktion 118

Zuschlag
250€ (US$ 269)

Details

"Wer weiß, ob es in Deutschland überhaupt noch erscheinen kann!"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändige Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Dein alter Egonek". 2 S. 28,5 x 22 cm. Moskau, 28. Januar 1931.
Haupt, Kisch, S. 97ff. – Das Jahr 1931 steht für Egon Erwin Kisch ganz im Zeichen seiner Besuche in der Sowjetunion. Zunächst weilt er mit Gisela Lyner in Moskau. Im Sommer unternimmt er eine lange Reportagereise mit Journalisten- und Schriftsteller-Kollegen durch die sowjetischen Gebiete Mittelasiens und verbringt bis 15. September Zeit im einem Sanatorium in Gorki bei Moskau. Ende Januar schreibt er aus Moskau: "Liebster Jarmilatschek, Deinen Brief erhielt ich gestern mit einer Kaschauer Postkarte von Nico [Rost] ... Besten Dank für die Prozeßberichte. Ich kannte nur die aus dem Prager Tagbl. und die Vejvara-Berichte in Nár. Pol. und Nár. Listy. Wenn ich den Prozeß verliere, werde ich tüchtig zahlen müssen! Auch das noch!" Gemeint sind die tschechischen Zeitungen Prager Tagblatt, die konservativ-nationale Národní Politika sowie die Národní listy, die führende liberale Tageszeitung, das Organ der Nationaldemokratischen Partei Tschechiens.

"Ich bekomme durchschnittlich fünf Briefe am Tag, wo mir die fremdesten und befreundesten Leute Schreiben, daß sie hierher möchten, Regisseure, Journalisten, Kaufleute, Schrifsteller, Ärzte, Maler etc. etc. Ich kann natürlich niemandem Wohnung verschaffen, das ist das. Zum Beispiel dem Peter Rosenbaum dem Bildhauer, möchte ich so gerne helfen, aber wie? Sind die Artikel über Lenins Sterbehaus und die Frau an der Seidenfront schon erschienen?"

Interessant ist die Vorahnung der sich in Deutschland immer weiter zuspitzenden politischen Lage, die viele Intellektuelle in die UdSSR trieb und Kisch an der weiteren Möglichkeit, im deutschen Reich publizieren zu können zweifeln lässt: "Mein Buch ist leider erst zur hälfte fertig, es arbeitet sich zu schwer im Rummel. Aber wer weiß, ob es in Deutschland überhaupt noch erscheinen kann!
Nu, čort vezmi! [Dann zum Teufel!]" – Wohlerhalten in flüchtigem Duktus und mit wenigen tschechischen Einsprengseln. Unten eine 5-zeilige Beischrift von Gisela Lyner. - Sehr schöner, langer Brief.

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Los 3029Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarten von Reisen Afrika, Italien

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Aus Frankreich, Afrika und Italien, mit Zeichnung. - "Hier war alles billiger und ich hatte mehr Ruhe zum Arbeiten".
Kisch, Egon Erwin. 6 eigenhändige Postkarten des Jahres 1926 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Marseille, Algier, Biskra, Tunis, Cagliari, Rom 1926-1927
Das Jahr 1927 war wiederum von zahlreichen Reisen geprägte, nach Asien wandte sich Kisch zunächst im Dezember 1926 nach Südfrankreich, von wo er nach Algerien und Tunesien übersetzte und dann quer über das Mittelmeer Sardinien erreichte, von wo er über Rom wieder nach Berlin reiste.

1) Marseille, Frankreich, 31. Dezember 1926. Begeisterte Karte aus der südfranzösischen Hafenstadt: "Ich bin sicher, dass ganz Marseille Dich lieben würde. Mein liebes Äffchen, auch ich mag dich immer noch, obwohl ich nicht glaube, dass Bornstein von Forbath. Erwähnt seine Kollegen Joseph Bornstein (1899-1952) und Imre Forbath (1898-1967). Das Foto zeigt "Maresille - Bassin de carénage et pont transbordeur".

2) Algier, Algerien, 7. Januar 1927. Die hübsche Fotokarte zeigt "Algier - Dans la Vieille Ville. La Rue Porte-Neuve". "Mein liebes Äffchen, ich bin in Algier, es ist ein herrlicher Frühling, aber ich weiß nicht, was ich darüber schreiben soll ...".

3) Biskra, Algerien, 27. Januar 1927. Ebenfalls auf einer Fotopostkarte mit einer Straßenszene "Biskra - Rue des Ouleds-Nails". "Ich wälze mich im der Saharasand, in den ich versunken bin ( die , die 'Nonne' auf dem Bild ist eine arabische Yoshiwara (jap. für Prostituierte). Ich bin hier mit einem Tschechen aus Lomnice zusammen, der mich zu einem "Aschenputtel-Essen" eingeladen hat".

4) Tunis, Tunesien, 12. Februar 1927. "Vop., je na čase abych Ti zase nějaký listek postal ..." - "Äffchen, es ist mal wieder an der Zeit, Dir eine Nachricht zu senden, bevor ich Afrika verlasse und nach Sardinien und dann nach Rom reise [in Deutsch:] (so lange der Vorrat reicht!). Ich will nicht so sehr nach Berlin, - hier war alles billiger und ich hatte mehr Ruhe zum Arbeiten. Aber es muss gehen, Max H. wartet. Wie geht es Dir? Und wann werden wir uns wiedersehen? Wirst Du im Winter in Berlin sein? Grüße an Forbath und Schornstein". Gemeint ist der Kommunist Max Hoelz (1889-1933), dann die Jounalistenkollegen Imre Forbáth (gest. 1967) und Joseph Bornstein (1899-1952), für die Kisch Texte schrieb. Auf einer Fotopostkarte mit einem "Jeune arabe".

5) Cagliari, Sardinien, 15. Februar 1927. Mit Ansicht der "Bastione S. Remy". "Liebe Jarmila, dein freundliches Telegramm hat mich sehr berührt - ich habe es im Moment meiner Abreise erhalten. Ich bin noch nicht ganz wiederr in Europa, aber in einer Woche werde ich in Berlin sein, und Max H. muss nicht mehr ungeduldig (netrpĕlivý) sein. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Forbath, ich wünsche ihm, dass er bald der Chef der Kriminalmedizin in unserem Lande wird."

Kisch arbeitete an der Herausgabe der Briefe aus dem Zuchthaus von Max Hoelz, die 1927 im Erich Reiss Verlag in Berlin erscheinen sollten. Der revolutionäre Arbeiterführer hatte 1920 "im Vogtland den bewaffneten Kampf gegen den Kappp-Putsch [organisiert], im mitteldeutschen Aufstand 1921 war er ein prominenter Führer der bewaffneten Arbeitergruppen. Von einem Sondergericht ist er 1921 auf Grundlage einer fingierten Mordanklage zu einer lebenslänglichen Zuchthaussrafe verurteilt worden. Kisch setzte sich mit andren Persönlichkeiten energisch für seinen Freilassung ein ... Im Frühjahr 1928 erschien im Mopr Verlag, Berlin, von Kisch die Broschüre Sieben Jahre Justizskandal Max Hoelz. Im Rahmen einer allgemeinen Amnestie wurde Hoelz 1928 freigelassen; Kisch holte ihm am 18. Juli aus dem Gefängnis Sonnenburg ab. Hoelz ging später in die Sowjetunion und kam dort unter myssteriösen Umständen ums Leben" (Haupt S. 277).

6) Rom, Italien, 19. Februar 1927. Ein Gruß aus Rom auf einer Bildpostkarte mit Ansicht aus der Engelsburg, zunächst mit grüner Tinte, da der Füller aber versagte, dann aber weiter in Sepiatinte: "Vorgestern habe ich mit Dir in Sardinien gespeist, die Musik Deines Telegramms klingt mir immer noch süß ... Liebe Dich Affe, Egonek". Darunter noch ein amüsanter Zusatz: "Verdammter Stift, ich male lieber mit ihm!". Dann folgt ein kleine witzige Federzeichnung Kisch mit Hut und großer Tasche mit seinen Manuskripten, der auf das Schild "Berlin" zuzetzt und daneben "Vž to trochn piše" (etwa "Schreib es auf."). – Leichte Gebrauchsspuren, stellenweise fleckig. Alle Karten mit Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3063Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Moskau 2. Mai 1931

Auktion 118

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

"Ich habe 7 Stunden lang am Roten Platz vor dem Mikrophon gestanden."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 2 S. 28,5 x 22 cm. Moskau 2. Mai 1931.
Haupt, Kisch, S. 99ff. – Dicht geschrieber, sehr langer eigenhändiger Brief aus Moskau in deutscher Sprache. "Vorgestern war 1. Mai. Ich habe 7 Stunden lang am Roten Platz vor dem Mikrophon gestanden, und habe mit 1 Franzosen und 1 Engländer den Rundfunkhörern die Truppenparade und die Arbeiterdemostrationen beschrieben. In der Nacht hielt ich noch ein einstündiges Schlußreferat vor dem Radio ... Gut wäre, wenn Du in den tschechischen Bund für proletarische Litatur eintreten könntest - oder - wenn Du es für besser hällst - in den Berliner."

Er erwähnt Goodway, May, Elli Eisler, Zápotocký, Otto Katz, Piscator, Becher ... "Moskau ist viel besser, als es vor 4 Monaten (bei meiner Fahrt nach Charkow) war, es gibt keine Spur von Hunger, man baut viel und die geistige Situation der Massen ist: Begeisterung. Ich muß sehr viel für die Zeitungen schreiben (Begrüßungsartikel für den Pressetag, für den 1. Mai etc. - dem entgeht man nicht) und sehr viel öffentlich sprechen über Reportage, proletarische Literatur u. dgl. ... Aber das ist nun vorbei, und ich fahre aus Moskau weg, um mir die übrige Sowjetunion anzusehen und Zeit zum Schreiben zu finden." – Beiliegt ein Brief von Gisela Lyner. 2 S. Ohne Datum (Moskau 3. Mai 1931). "Der schönste Tag, seit ich in Moskau bin, war Egoneks Geburtstag, weil da Dein Telegramm kam ... der Betrieb hier im Hotel ist noch grösser als in der Güntzelstrasse, es vergehen keine ruhigen zehn Minuten, ununterbrochen klingelt das Telefon und kommen Genossen, die wollen, dass der Egonek entweder etwas schreiben [soll], oder reden oder vorlesen oder alles zusammen. Und dann sind massenhaft Bekannte aus Deutschland, Tschechoslowakei und Oesterreich hier und die russischen neuen Bekannten kommen dazu ... ".

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Los 3002Kisch, Egon Erwin
Vom Blütenzweig der Jugend. Gedichte

Auktion 118

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

"Dieses Quatschbuch gebe ich der Jarmila" - Seltenes Erstlingswerk, bei dem aus Egon Kisch der Egon Erwin wurde
Kisch, Egon Erwin. Vom Blütenzweig der Jugend. Gedichte. IV, 72 S. 18,5 x 11,8 cm. OBroschur (fehlender Rücken mit Klebstreifen, kleine Ausbrüche). Dresden, E. Person, 1905.
Probedruck als Satz- und Rezensionsexemplar der geplanten Erstausgabe der Jugendgedichte von Egon Erwin Kisch, ein Bändchen vornehmlich von glühenden Liebesgedichten: "Was ich heute fand", "Die Liebe singt", "Eitelkeit", "Liebeswirkung", "Schwanengesang", "Im Straßenstaub", "Lied des Päderasten", "Der Kuß beim Pfänderspiel", "Am Grab einer Dirne", "Lotterleben", "Lied und Liebe" und vieles andere, das jedes erdenkliche Klischee der Liebe bedient und mehr für die feurige Energie des Autors als von seinem Genie zeugt, wie er selbst in seiner Widmung zugibt.

Antwort
Ein wildes Weh tat mich erfassen:
Drum rief ich ahnend in den Wald:
"Kann ich mich auf mein Lieb verlassen?"
"Verlassen!" dumpf das Echo schallt.

Wenn auch fast satzfertig, wurde das Buch, bei dessen Publikation Kischs Mutter finanziell half, dann wohl nur in wenigen Probeandrucken und einer minimalen Auflage gefertigt, es ist jedenfalls bibliographisch nicht in öffentlichen Bibliotheken oder im Handel nachweisbar. Erstmals erscheint hier der Namen "Egon Kisch" um das "Erwin" erweitert, das der Schriftsteller und Publizist bei allen folgenden Veröffentlichungen beibehalten sollte.

Es handelt sich um ein Rezensionsexemplar, wohl einen Vordruck noch mit Satzfehlern, wie beispielsweise in dem Gedicht "Antwort", wo es gedruckt in der letzten Zeile heißt: "'Verlassen!' dumpfa ds [!] Echo schallt." – Leicht fleckig, Bindung lose, Block vom Einband gelöst. Oben auf dem Titel mit Bleistift als "Rez.-Ex." gekennzeichnet. Datunter in Tinte die 7-zeilige Widmung "Dieses Quatschbuch gebe ich der Jarmila, die schon einmal ein Exemplar davon besaß und es verloren hat, unter der alten Bedingung: es niemandem zu zeigen. Herzlichst Der (leider) Autor. Prag, 32 Jahre später". - Kein Exemplar in der Deutschen Nationalbibliothek, weltweit keines über den KVK und den Worldcat nachzuweisen.

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Los 3065Kisch, Egon Erwin
Eigenhänder Brief. Gorki und Moskau 1931-1932

Auktion 118

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Aus Gorki und Moskau: "Vom Westen hören wir wenig."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek" 1 S. 28 x 22,5 cm. Gorki, 8. September 1931.
Haupt, Kisch, S.107ff. – Bestürztes Antwortschreiben auf die Schilderung der kranken Jarmila mit einem gleichzeitigen Brief von Gisela Lyner aus Moskau. Kisch schreibt: "Liebstes Jarmiláčku, ich kann Dir gar nichts schreiben. Dein Brief sagt wieder so Trauriges aus, daß ich im Nu in die Stimmung gekommen bin, in die mich vor 4 Monaten Deine Briefe und Telegramme versetzt haben. Jarmiláčku, Jarmiláčku, was machst Du nur für Sachen. Aber ich hoffe diesmal doch, daß alles gut gehen muß. Ich habe Dir einen großen Brief aus dem Eisenbahnzug geschrieben, auf der Fahrt von Tadschikistan ... Kisch befand sich mit Lyner zur Erholung in einem Sanatorium in Gorki bei Moskau

"Am 15. läuft mein Sanatoriumsplatz ab, ich möchte ihn gerne verlängert haben ... ich soll schon am Anfang November Manuskript an Reiss liefern, und es ist nichts druckfertig". Der Brief der Gisela Lyner vom 8. September 1931 aus Moskau, Neglinnaja, Hotel Europa: "Wir sind noch immer hier und arbeiten an dem Buch über Tadschikistan, aber es geht sehr langsam. Allerdings will der Reiss das Manuskript am 4. November schon haben ... Von Westen hören wir wenig ...". – Beiliegt ein weiterer, ausführlicher masch. Brief Lyners ohne Unterschrift, Moskau 28. April 1932.

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Los 3032Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 14. März 1927

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Gerichtsverhandlung Paul Levis gegen den Völkischen Beobachter
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 22 cm. Berlin, 14. März 1927.
Haupt, Kisch, S. 54f. – Eiliger Brief, in dem Kisch von seinen zahlreichen Tätigkeiten, von "Arbeit und Affären" berichtet und die Verhandlung um Paul Levi erwähnt, den das rechtsnationale Blatt Völkischer Beobachter als Verräter und "modernen Judas" diffamierte und den Fall vor Gericht brachte. Paul Levi (1883-1930) war Jurist und linkssozialistischer Politiker, Mitbegründer der KPD, zwischen 1919 bis 1921 deren Vorsitzender Mitglied des Reichstages sowie als Berichterstatter des demokratischen Blattes 'Vorwärts' auch Kollege Egon Erwin Kischs.

"Liebe Jarmiáčku, ich schreibe Dir in großer Eile, - ich kann Bornstein nicht fassen, weil heute die Gerichtsverhandlung Paul Levis gegen den Völkischen Beobachter ist ... Ich muß abfahren, ich habe eine eilige Arbeit, drei Bücher bis zum 15. April, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, deshalb will ich mich irgendwo außerhalb von Berlin niederlassen ... Ich danke Dir für Deine wunderbaren Briefe, Du weißt sicher, daß ich mich hier vor Arbeit und Affären zerreißen könnte und daß ich nicht dazu komme, zu antworten...". – Gut erhalten, geknickt.

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Los 3017Kisch, Egon Erwin
Brief. Brünn, 24. Oktober 1923

Auktion 118

Zuschlag
360€ (US$ 387)

Details

"Griffiths Film 'A broken flower' im Tauentzienpalast"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonka". 3 S. 20 x 15,4 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12,5 x 15,4 cm. Berlin, 15. März 1924.
Haupt, Kisch, S. 37f. – Inhaltsreicher Brief, indem er von seinen Erlebnissen in Berlin berichtet, wobei er den Publizisten Willy Haas (den Jarmila 1921 heimlich geheiratet hatte, eine Ehe, die aber wohl nicht länger als ein Jahr hielt), den Komponisten Hans Krása und seine zum Bühnenstück bearbeitete berühmte Reportage über den "Fall des Generalstabschefs Redl" erwähnt, die im Theater Lucerna am Wenzelsplatz gegeben wurde.

"Jarmillininko vȗljs Vopic [Prager Jargon von opice = Affe, Äffchen]", also etwa "Jarmilchen, genannt Affe, sieh mal, was für ein Goldjunge ich doch bin, ich schreibe Dir sofort, obwohl ich Deinen Brief gerade vor einer halben Stunde erhalten habe, obwohl ich heute auf der Generalprobe von 'Ihre Pastorin' in der Staatsoper gehockt habe [...] Aber wie bist Du? Dumm! Und warum? Weil Du krank bist [...] Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß Du überhaupt nicht rauchst, aber ich hoffe, daß Du wenigstens vernünftig bist und auf Dich acht gibst. Ja? Wenn nicht, dann setzt es etwas [...] Gestern war ich mit Bornstein zur Premiere von Griffiths Film 'A broken flower' im Tauentzienpalast, Willy [Haas] war auch da, (mit Rosen), der total begeistert war. Mir war es zu rührselig ... Ansonsten sitzen wir in Collins Café [...] Am Mittwoch früh fahre ich nach Kopenhagen".

Kisch berichtet von seinen Reportagen und deren Effekt auf seinen Freund, den Journalistenkollegen Joseph Bornstein (1899 -1952), er erwähnt den tschechischen Komponisten Hans Krása (1899-1944) und - als bekenndender Schwerenöter - dass nur eine interessante Frau im Café saß: "Vorgestern habe ich Bornstein auf seine Bitte 'Salzburg...' erzählt [eine Episode aus Kischs 'Marktplatz der Sensationen']; (er kanntes es noch nicht!), er brüllte geradezu vor Lachen über die ganze Straße. Deine Bücher sind vollkommen in Ordnung. Dein Hans Krása ist hier, er hat eine Darmkrankheit und wird in einem Sanatorium behandelt. Inge Schönberg ist die einzige Frau im Café, die mir gefällt".

Seine eigene schriftstellerische Tätigkeit werden ebenso genannt wie die andererer bedeutender Autoren, Schriftsteller, Dichter und Publizisten, Journalisten und Kritiker, darunter Yvan Goll (1891-1950), der österreicher Theaterkritiker Stefan Großmann (1875-1935), Marcel Proust (1871-1922), der Soziologe und Publizist Leopold Schwarzschild (1891-1950) oder der Literaturhistoriker Paul Wiegler (1878-1949).

"Ich werde mit der Bearbeitung meines Prager Buches fertig [...] Von Wiegler erschien bei Rowohlt die Novelle 'Drei Frauen' [...] Schwarzschild und Grossmann werden eine Tageszeiung herausgeben. Dei 'Schmiede' erscheint in deutsch Marcel Proust. Kürzlich war Ivan Goll aus Papris heir und schickte Devětsil eine Ansichtskarte". Die "Neunkräfte" Devětsil war eine Vereinigung bedeutender tschechischer Avantgardekünstler der Zwischenkriegszeit. – Auf dem Briefpapier mit Versaldruck "EGON ERWIN KISCH" und auf dem Umschlag der Absender: "Kisch W30 Hohenstaufenstr. 36". Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3001Kisch, Egon Erwin
Identitätskarte Egon Erwin Kisch, Kriegspressequartier

Auktion 118

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

Die "harte Diktatur über das Geistesleben der Monarchie"
Kisch, Egon Erwin. Identitätskarte Egon Erwin Kisch Kriegspressequartier. 4 S. Mit einmontierter Porträtfotografie 11,5 x 7 cm. Wien, 1. September 1917.
Der Presseausweis für die Berichterstattung auf den Schlachtfeldern im Ersten Weltkrieg, an dem Kisch als Reporter tätig war. Das Bild zeigt den jungen Reserveleutnant - wie sollte es anders sein - mit Zigarette.

Kisch berichtet in seiner Reportage Kriegspropaganda und ihr Widerspiel: "In Wien war der Standort des k. u. k. Kriegspressequartiers - wohlgemerkt: nur der Standort. Das Kriegspressequartier war überall, seine 'Berichterstatter-Gruppe war in der Etappe, sein Fronttheater fuhr die Fronten entlang, seine Künstlergruppe malte Heldenportäts der Generäle, während die Lichtbild-Gruppe sie nur photographierte, und die Kinogruppe filmte die großen Herren, um sie den kleinen Männern vorzuführen. Überall übte diese militärische Propagandastelle eine harte Diktatur über das Geistesleben der Monarchie aus ...!

"Identitätskarte N. 528. Charge: k. u. k. Lt. i. d. Res. Name: Egon Erwin Kisch. Truppenkörper: k. u. k. J. R. No. 11. Eingeteilt: k. u. k. Kriegspressequartier. Datum: 1. September 1917". Mit Unterschrift und Stempel des "Platzkommandanten" (abgebildet bei Patka-Karasek, S. 60). Ferner liegt bei:

Egon Erwin Kisch als einjährig Freiwilliger. Originale Fotopostkarte, die den jungen Egon Erwin Kisch in Uniform im Jahre 1904 zeigt (abgebildet bei Haupt S. 58). 13,5 x 8,5 cm. Verso mit hs. Text in Bleistift von verschieden Händen. – Wenige Gebrauchsspuren, gut erhalten.

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Los 3005Kisch, Egon Erwin
Prager Kinder.

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Übersetzen Sie das nicht, Jarmilka!"
Kisch, Egon Erwin. Prager Kinder. 146 S., 1Bl. 21 x 14 cm. OBroschur (mit Läsuren, Rücken teils abgeblättert und geklebt, angestaubt, Gebrauchsspuren). Prag, A. Haase, o. J. (um 1913).
Nicht bei Melzwig (vgl. 343.2). – Erste Ausgabe. Reportageroman mit den Erzählungen Die Bottisch-Elli; Aus der Praxis des alten Lederer; Waffenübung; Szenen aus Spelunken; Die Braut; Weihnachten im Gerichtsgefängnis und vieles mehr. Frühe Veröffentlichung Kischs, die wohl im selben Jahr eine zweite, satzgleiche Auflage erfuhr. – Arbeitsexemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová mit deren Bleistiftanstreichungen, sonst unbeschnittenes, sauberes Exemplar mit nur wenigen Einrissen. Titel mit Widmung spaßigen Widmung als Bitte "Übersetzen Sie das nicht, Jarmilka!": "Neprekladej to, Jarmilko! Egon Erwin Kisch 8./12. 1929".

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Los 3010Kisch, Egon Erwin
3 eigenhändige Postkarten an Willy Haas und Jarmila Haasová

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

"Die Jarmila trinkt Salmiak, - damit ihr die Mücken nicht in den Magen kriechen."

Kisch, Egon Erwin. 3 eigenhändige Postkarten an Willy Haas und Jarmila Haasová in deutscher und tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek", "Egon Erwin" und "Egon Erwin Kisch". Jeweils ca. 9 x 14 cm. Berlin, Swinemünde und Graz 1922.
1) Berlin, 19. Juni 1922 auf einer Fotopostkarte "Hirschgehege - Zoologischer Garten Berlin", adressiert an den Publizisten und Filmkritiker Willy Haas (1891-1973), der von 1919 bis 1921 mit der Übersetzerin Jarmila Ambrozova, "Haasová" verheiratet war. Mit einem kurzen Gruß in Bleistift "Jarmila - Egon Erwin Kisch vor dem Affenkäfig!"

2) Swinemünde 12. August 1922. "Die Jarmila trinkt Salmiak, - damit ihr die Mücken nicht in den Magen kriechen. Bestens Egon Erwin. Herzlichen Gruß von den Mücken!" Mit weiteren Beischriften in Tinte und Blei, tschechisch und deutsch: "Müsch jeht die Geschichte nichts an, ich fahr weg - Helene Kraus". Verso auf der Bildseite "Conditorei - Café Nohr, Ostseebad Swinemünde" mit Bleistift: "Herzl. Grüße ... Dora Fuchs".

3) Graz 30. November 1923. An "Frau Jarmila Haas Berlin-Chlbg. Mommsenstraße 65", tschechisch: "Milá Jarmilinco". Kisch bedauert, sie nicht angetroffen zu haben, kündigt aber an, dass er aber morgen um 8 Uhr bei "Piccave ú Goldschmieda" sein wird (?). Er erwähnt eine Grazer Premiere und bedauert, dass sie, Willy (Haas) und (Joseph) Bornstein nicht dabei sein können. Joseph Bornstein (1899-1952) war ein Kollege und Bekannter Kischs. Auf einer Farbpostkarte mit einer Ansicht des Bahnhofs Graz. – Gering abgegriffen, gebräunt.

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Los 3021Kisch, Egon Erwin
4 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925

Auktion 118

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

"Hier ist's scheusslich! Viele Grüße Gisl"

Kisch, Egon Erwin. 4 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Hamburg, Leipzig, Meißen, Neustrelitz 1925.
Meist mit "Líbá Tě Egonek" ("ich liebe Dich, ich küsse Dich, in Liebe") unterschriebene Postkarten von Kisch, die er seiner geliebten Übersetzerin und Freundin Jarmila Haasová aus verschiedenen Orten schickte - und schon hier zeigen, wie viel der "Rasende Reporter" in Europa herumreiste.

1) Hamburg, 26. Januar 1925. "Ich denke hier viel an Dich ... wo nur finde ich Prag in Hamburg?" "Líbá Tě Egonek". Bildpostkarte in Originalfotografie vom Hamburger Hafen.

2) Leipzig, 14. Februar 1925. Auf eindrucksvoller Luftansicht des Leipziger Hauptbahnhofs als Heliogravüre. Kisch fragt, ob Jarmile einen Artikel von Bornstein bekommen hat. Joseph Bornstein (1899-1952) war ein in Krakau gebürtiger Jorunalist, der zu den engsten Kontakten Kischs gehörte.

3) Meißen, 3. April 1925. Ein herzlicher Gruß "V Míšeňyko, dne 3. dubna 1925". Auf einer Karte von "Meißen mit Kgl. Albrechtsburg", die ihn an den Hradschin in Prag erinnert: "Vzpomínám na Hradčany. Dostala si můj dopú? ... " - "Das erinnert mich an den Hradschin. Hast du meine Nachricht erhalten? Ich fahre zurück nach Berlin".

4) Neustrelitz, 12. August 1925. Eine Fotopostkarte mit der "Höheren Mädchenschule" in Neustrelitz mit einem herzlichen Gruß: "Ich werde dir sagen, wo Du unterkommen kannst, damit du wieder herkommen kannst". Mit einem Gruß von Gisela Lyner: "Hier ist's scheusslich! Viele Grüße Gisl". – Leichte Gebrauchsspuren. – Beiliegt eine weitere unbeschriebene Postkarte in Kolordruck mit Ansicht des Marktes von "Cüstrin-A".

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Los 3042Kisch, Egon Erwin
6 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache

Auktion 118

Zuschlag
440€ (US$ 473)

Details

"Wir besuchten zunächst die Reviere im Eisenbahnviertel dann die Kohlegruben Borinage."

Kisch, Egon Erwin. 6 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Belgien, England, USA, Bredene und Buckow 1928-1929.
Postkarten mit meist kurzem Text, in denen er Jarmila Haasová (1896-1990) von den unterschiedlichen Orten grüßt, in denen seine Reportagen entstanden.

1) Charleroi, 14. Mai 1928. Kisch berichtet Jarmila nach Prag von seinen Erlebnissen beim Besuch der Kohlereviere im Hennegau. Die Ansichtskarte zeigt "Charleroi - Vue d'un Charbonnage". "Wir besuchten zunächst die Reviere im Eisenbahnviertel dann die Kohlegruben Borinage". Daraus entstand dann eine eigene Reportage mit dem Titel "Borinage", was sich von "borin" bzw. "borain" (etwa "Kumpel") ableitet.
Verso auf der Bildseite eine Beischrift einer Reisebegleitung "Es ist schön hier, wie schön wäre es erst, wenn die Tante Jarmilla dabei wäre".

2) London, 22. Oktober 1928. Ein kurzer Gruß aus dem Endsleigh Hotel in London an Jarmila Haasová in Berlin auf einer Postkarte der White Star Line mit einem gemalten Bild der "Triple-Screw R.M.S. 'Olympic' 46,439 tons".

3) New York, 25. November 1928. Von London hatte Kisch den Dampfer nach Amerika genommen, wo er zunächst einige Tage in New York verbrachte: "Ich habe mich sehr gefreut, dich zu sehen. Ich habe dir einen Brief aus London geschickt, aber noch nicht aus Amerika, weil ich nicht wusste, wohin. Ich habe in einer späten Sendung nach deiner Adresse gefragt." Gerichtet ist die Karte an "Mrs. Jarmila Haasová (c/o Stephan Grossmann) Budapesterstrasse 16, Berlin W. Germany". Umseitig ein Foto "Financial District and Downtown, New York, from an aeroplane".

4) Los Angeles, 6. Februar 1928. Auf einer Farbpostkarte mit Kolorfoto "Busy Broadway, Los Angeles, Ca." Kisch entschuldigt sich: "Liebe Jarmila, ich habe dir nicht einmal für dein jährliches Telegramm zu Silvester gedankt. Ich war vier Wochen lang weg, nicht einmal eine Woche an einem Ort, und seit Anfang Januar keine Post mehr bekommen. Sonntags habe ich eine europäische Zeitung. Es ist mir sogar egal, ob der Zuřivý Reporter [Der rasende Reporter] namentlich genannt wird. Ich denke da wie Du...".

5) London, 22. April 1929. Mit Ansicht der Tower Bridge und Beischrift von Gisela Lyner "Tausend herzl. Grüße Gisl" schreibt Kisch "Ich bin wieder im alten Europa, in diesem üblen Rummel, der zu nichts taugt. Aber ich freue mich sehr darauf, Dich wiederzusehen. Der Artikel von Nečas ist großartig (Laterna magica). Ich habe mich in diesen Klamauk nie beschäftigt. Kommst Du nach Berlin? Gisl ist aus Southhampton gekommen...". Vincenz Nečas (1903-1972) war der dritte Ehemann Jarmila Haasovás, Kisch hatte ihn 1923 in Brünn kennengelernt. "Er arbeitete im Laufe der Jahrzehnte an verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften mit , war u. a. Chefredakteur der illustrierten Monatsschrift Letem světem (Im Fluge um die Welt), zuletzt außerpolitischer Redakteur der Prager Abendzeitung Večerní Praha..." (Haupt S. 278).

6) Bredene, August 1929. Bildpostkarte mit einer Fotografie des "Hotel d'Anvers" im Belgischen Küstenort Bredene, wo Kisch mit Gisela Lyner den Sommer verbrachte und wo sie der australische Journalist John Fisher besuchte. Dieser schreibt an Jarmila: "August 29 - Greetings from Breedene. Here one day only. Love John. Going on to see your pal Kenneth in Paris JF". Verso setzt Kisch auf die Bildseite hinzu "Leider ist John nur für ein paar Stunden hier. Wie geht's Jarmiličenka? Egonek". Folgend noch Beischrift von Gisl. Und auf Kennzeichnung des Hotelzimmers mit Pfeil: "Hier wohnen wir wirklich".

. – Wenige Gebrauchsspuren, postalisch gelaufen mit entsprechenden Marken und Stempeln. – Beiliegt eine weitere Postkarte, die Kisch Jarmila 1927 aus Buckow schrieb, der Erholungsort bei Berlin, wo Kisch sich von seinen anstrengenden Reisen zusammen mit Gisela Lyner zurückzog, um seine Reportagen abzufassen.

7) Buckow, 23. März 1927. Mit Grüßen von Gisela Lyner. Er berichtet ihr über seine Veröffentlichungen, die er für den 1. Mai plant. Verso eine Ansicht des Bergdorfes "Bad Buckow (Märk. Schweiz)."

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